Hannovers schnelles Wachsen unter englischem Einflufs
.Nr. 4.
Lübeck
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2/4 1813
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Göhrde
16/9 1813
Hermannsburg
Magdeburg ^
J Braunschweig, Besitz 1815 unverändert.
3 Hannover i. J. 1705.
3 Unter englischem Einflufs hinzuerworben.
Brannschweig-TVolfenbttttel
August f 1666
Braunschw.-Wolfenb. I Bevern
Hannover
Georg Wilh. f 1705 Emst Aug. f 1698
Rudolf Aug.
Anton Ulrich
I
Erlischt 1735
Ferd. Albrecht f 1687
unter 25>Enkeln
Karl I. f 1780
Sophie Dorothea f 1726
Prinz, y. Ahlden
Georg 1.11727
König v. Grofsbrit.
Georg II. f 1760
Karl II. Wilh. Ferd. f 1806
| (Auerstädt)
Georg.
■1820
Friedr. Wilh. f 1815
(Quatrebras)
■ .... A ...
7 GeorglY. f 1830 Wilh. IY.-f 1837 Eduard Ernst Aug. flJ
Hzg. T. Kent König v. Hatmo r
Karl 11873
vertrieben
Wilhelm f 1884
Haus erloschen
Victoria f 1901 Georg Y. fl
I
Ernst Aug., Htn. v. Cui
I ■
Ernst Aug., Den. v. Brau« lei?
Wis Die englische Zeit. — Königreich Hannover 1837 selbständig.
Die Verbindung mit England (1714/1837) brachte ein Regiment, das allerdings
in wachsendem Mafse nach englischen Interessen sich richtete, das Fürstenhaus dem
Lande mehr und mehr entfremdete, die hannoverschen Truppen in den schlesischen
Kriegen der englischen Politik entsprechend und demnach unbeständig bald für,
bald gegen Maria Theresia kämpfen liefs und dieselben sogar in Gibraltar
(1779/1803), ja selbst in Indien und später wieder in Spanien verwendete, das
andererseits aber doch dem Länderbesitz nicht ungünstig war. Man mufs es zu¬
geben, dafs Hannover wiederholt durch das blofse Ansehen Grofsbritanniens zu
grofsen Erwerbungen gekommen ist.
So gewann es zunächst und fast nur durch diplomatische Mittel aus dem
Nordischen Kriege 1719 die Bistümer Bremen und Verden, sowie Wildeshausen;
sodann 1803 für letzteres das Hochstift Osnabrück und endlich 1815 gegen
Lauenburg fast die ganzen Emslande, Hildesheim, Goslar und das Eichs¬
feld. (Duderstadt.) Braunschweig dagegen, das heldenmütig ununterbrochen gegen
Frankreich gekämpft und geblutet, bekam 1815 nichts.
Englischer Geschmack und englischer Wohlstand kam vielfach schon im 18. Jahr¬
hundert zum Ausdruck, so im Ausbau Hannovers (Schlofs Herrenhausen) und in der
Ausstattung der Universität Göttingen. (1737) Englische Sitten und Gebräuche
verbreiteten sich in der Hauptstadt und noch mehr in den Kreisen des Adels, der
einen erheblichen Anteil an der konservativen Regierung erhielt. Demgemäfs wurde
auch 1819 die zur Volksvertretung bestimmte Ständeversammlung aristokratisch
zusammengesetzt. Die Masse blieb demgegenüber gleichgültig.
Die neueste Zeit aber brachte doch immer lebhaftere Kämpfe. Das Staats¬
grundgesetz vom Jahre 1833, das bürgerlichen und bäuerlichen Ansprüchen mehr
entgegenkam, wurde schon 1837, als Hannover sich kraft des salischen Gesetzes
von England trennte, vom neuen König Ernst August umgestofsen, der Kampf mit
den zur Anerkennung dieses Schrittes genötigten Staatsdienern nicht gescheut
(Göttinger Sieben) und namentlich seit 1851 unter dem neuen, aber erblindeten
König Georg V. ein reaktionäres Regiment einseitig eingeführt, das die Rechte des
Königs fortwährend steigerte, indem es die Domänen zum Krongut machte und die
Staatsdiener in königliche verwandelte, die Rechte der Untertanen aber doch
wesentlich beschränkte; der Adel wurde überall bevorzugt, die natürliche Ent¬
wicklung des Handels dagegen, sofern welfische Interessen irgend in Frage kamen,
in kleinlicher Weise aufgehalten. (Emden u. Eimbeck, Bremerhaven u. Hamburg.) Der
Verkehr wurde durchaus einheitlich gestaltet. Der Bremer konnte auf der Eisen¬
bahn nur über Hannover nach Hamburg, der Osnabrücker ebenso nur über dieselbe
Hauptstadt nach Göttingen fahren. — Auch das Heer war gröfstenteils in der
Residenz oder seiner nächsten Nähe vereinigt. (Antwort auf die zwei preufsischen
Festungen Minden und Magdeburg.)
Die äufsere Politik war partikularistisch; sie lehnte sich an das in seiner Stärke über¬
schätzte Österreich und war nicht blofs gegen das wenig geliebte Preufsen unfreundlich, sondern
auch gegen die kleineren Nachbarstaaten, wie Bremen und Hamburg, auf deren Kosten man
Geestemünde und Harburg grofs zu machen gedachte.
Kirchlich brach das starre, reaktionäre Regiment, das allerdings auch Hervorragendes leistete,
(Hermannsburger Mission) schon 1862 zusammen, als der kranke König Georg V. in Goslar an
wenig geeigneter Stelle Heilung suchte. (Katechismusstreit, Baurschmidt.) Politisch und militärisch
geschah dasselbe 1866, als die Hülfe versagte, die man 1859 Preufsen und dem Nationalverein
gegenüber beim Auslande in Aussicht gestellt hatte.
Wenn schon 1813 namentlich preufsische Waffen, trotz Lüneburg und Göhrde, Hannover
befreiten und darnach bis 1866 wiederum Preufsen in erster Linie das Land militärisch und
handelspolitisch schützte und förderte, so wurde man sich in Hannover dieser Verdienste doch
nicht recht bewufst. Unbestreitbar aber zeigt nach 1866 die völlige Vereinigung beider Länder,
wie wertvoll das innige Zusammengehen derselben sei. Zum Belege genüge hier der Nachweis
der Bevölkerungszunahme:
„ ( Land . . 1815: 1400 000 E. 1866: 1850 000 E. 1914 : 2950000 E.
annover j gtadt ^ ^ 25 000 E. „ 75 000 E. „ 323000 E.
Mit Preufsen ist Hannover jetzt so verschmolzen, dafs der kernige, niedersächsische Stamm
seine volle Eigenart bewahrt und doch am Ganzen segensreich und stark beteiligt mitarbeitet.
Haben doch zahlreiche Hannoveraner verschiedenster Art recht erheblich gerade in die neueste
Geschichte mit eingegriffen, wie beispielsweise Goeben, Bennigsen, Windthorst, Miquel. Dasselbe
gilt aber auch von den gröfseren Massen des Stammes, die an dem Ausbau des Deutschen Reiches
ihr redlich Teil beitragen und doch ihrer engeren Heimat dabei gewifs in gleichem Mafse dienen.
„ Die Versöhnung der Welfen und Hohenzollern erfolgte, als Ernst August, der Enkel Georgs V.,
die lochter Kaiser Wilhelms H. heiratete und das Herzogtum Braunschweig erhielt.