Full text: Karten und Skizzen aus der Entwicklung der größeren deutschen Staaten (Bd. 6)

Hannovers schnelles Wachsen unter englischem Einflufs 
.Nr. 4. 
Lübeck 
Hadelri foeiburg' 
0 Norden } 
F s m. / 
o Aurich. 
O stfriesland 
Emden 
Stade 
Hamburg 
reestemün< 
tremervörde 
/ Harburg 
Lauenburg 
Varel 
Lüneburg 
2/4 1813 
Oldenburg 
o Rotenburg 
Verden 
1719_ /' 
\oVerden 
Bremen 
apenburg 
Hzg. 
Arembg. 
Meppen 
/ Thedinghansej 
i 
Wildeshausen 
Suhlingen 
1803 
Meppen / ^ 
^ 
Nied. Gfs.\ 
°Lingen \ O 
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Tjlienburg 
'Diepholz 
Gifhorn 
NordhornV \ 
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Bentheim< 
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Osnabrück \ ) MindenM L 
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H i 1 d eTli e i m 
Hameln 
i Alfeld 
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O Harzburg 
Holzmindei 
Clausthal 
wenburg 
o Northeim 
} §uderstadt 
Nordhausen 
MündenX^ 
Heiligenstadt 
Kassel 
Schwerin Q 
<r 
Göhrde 
16/9 1813 
Hermannsburg 
Magdeburg ^ 
J Braunschweig, Besitz 1815 unverändert. 
3 Hannover i. J. 1705. 
3 Unter englischem Einflufs hinzuerworben. 
Brannschweig-TVolfenbttttel 
August f 1666 
Braunschw.-Wolfenb. I Bevern 
Hannover 
Georg Wilh. f 1705 Emst Aug. f 1698 
Rudolf Aug. 
Anton Ulrich 
I 
Erlischt 1735 
Ferd. Albrecht f 1687 
unter 25>Enkeln 
Karl I. f 1780 
Sophie Dorothea f 1726 
Prinz, y. Ahlden 
Georg 1.11727 
König v. Grofsbrit. 
Georg II. f 1760 
Karl II. Wilh. Ferd. f 1806 
| (Auerstädt) 
Georg. 
■1820 
Friedr. Wilh. f 1815 
(Quatrebras) 
■ .... A ... 
7 GeorglY. f 1830 Wilh. IY.-f 1837 Eduard Ernst Aug. flJ 
Hzg. T. Kent König v. Hatmo r 
Karl 11873 
vertrieben 
Wilhelm f 1884 
Haus erloschen 
Victoria f 1901 Georg Y. fl 
I 
Ernst Aug., Htn. v. Cui 
I ■ 
Ernst Aug., Den. v. Brau« lei? 
Wis Die englische Zeit. — Königreich Hannover 1837 selbständig. 
Die Verbindung mit England (1714/1837) brachte ein Regiment, das allerdings 
in wachsendem Mafse nach englischen Interessen sich richtete, das Fürstenhaus dem 
Lande mehr und mehr entfremdete, die hannoverschen Truppen in den schlesischen 
Kriegen der englischen Politik entsprechend und demnach unbeständig bald für, 
bald gegen Maria Theresia kämpfen liefs und dieselben sogar in Gibraltar 
(1779/1803), ja selbst in Indien und später wieder in Spanien verwendete, das 
andererseits aber doch dem Länderbesitz nicht ungünstig war. Man mufs es zu¬ 
geben, dafs Hannover wiederholt durch das blofse Ansehen Grofsbritanniens zu 
grofsen Erwerbungen gekommen ist. 
So gewann es zunächst und fast nur durch diplomatische Mittel aus dem 
Nordischen Kriege 1719 die Bistümer Bremen und Verden, sowie Wildeshausen; 
sodann 1803 für letzteres das Hochstift Osnabrück und endlich 1815 gegen 
Lauenburg fast die ganzen Emslande, Hildesheim, Goslar und das Eichs¬ 
feld. (Duderstadt.) Braunschweig dagegen, das heldenmütig ununterbrochen gegen 
Frankreich gekämpft und geblutet, bekam 1815 nichts. 
Englischer Geschmack und englischer Wohlstand kam vielfach schon im 18. Jahr¬ 
hundert zum Ausdruck, so im Ausbau Hannovers (Schlofs Herrenhausen) und in der 
Ausstattung der Universität Göttingen. (1737) Englische Sitten und Gebräuche 
verbreiteten sich in der Hauptstadt und noch mehr in den Kreisen des Adels, der 
einen erheblichen Anteil an der konservativen Regierung erhielt. Demgemäfs wurde 
auch 1819 die zur Volksvertretung bestimmte Ständeversammlung aristokratisch 
zusammengesetzt. Die Masse blieb demgegenüber gleichgültig. 
Die neueste Zeit aber brachte doch immer lebhaftere Kämpfe. Das Staats¬ 
grundgesetz vom Jahre 1833, das bürgerlichen und bäuerlichen Ansprüchen mehr 
entgegenkam, wurde schon 1837, als Hannover sich kraft des salischen Gesetzes 
von England trennte, vom neuen König Ernst August umgestofsen, der Kampf mit 
den zur Anerkennung dieses Schrittes genötigten Staatsdienern nicht gescheut 
(Göttinger Sieben) und namentlich seit 1851 unter dem neuen, aber erblindeten 
König Georg V. ein reaktionäres Regiment einseitig eingeführt, das die Rechte des 
Königs fortwährend steigerte, indem es die Domänen zum Krongut machte und die 
Staatsdiener in königliche verwandelte, die Rechte der Untertanen aber doch 
wesentlich beschränkte; der Adel wurde überall bevorzugt, die natürliche Ent¬ 
wicklung des Handels dagegen, sofern welfische Interessen irgend in Frage kamen, 
in kleinlicher Weise aufgehalten. (Emden u. Eimbeck, Bremerhaven u. Hamburg.) Der 
Verkehr wurde durchaus einheitlich gestaltet. Der Bremer konnte auf der Eisen¬ 
bahn nur über Hannover nach Hamburg, der Osnabrücker ebenso nur über dieselbe 
Hauptstadt nach Göttingen fahren. — Auch das Heer war gröfstenteils in der 
Residenz oder seiner nächsten Nähe vereinigt. (Antwort auf die zwei preufsischen 
Festungen Minden und Magdeburg.) 
Die äufsere Politik war partikularistisch; sie lehnte sich an das in seiner Stärke über¬ 
schätzte Österreich und war nicht blofs gegen das wenig geliebte Preufsen unfreundlich, sondern 
auch gegen die kleineren Nachbarstaaten, wie Bremen und Hamburg, auf deren Kosten man 
Geestemünde und Harburg grofs zu machen gedachte. 
Kirchlich brach das starre, reaktionäre Regiment, das allerdings auch Hervorragendes leistete, 
(Hermannsburger Mission) schon 1862 zusammen, als der kranke König Georg V. in Goslar an 
wenig geeigneter Stelle Heilung suchte. (Katechismusstreit, Baurschmidt.) Politisch und militärisch 
geschah dasselbe 1866, als die Hülfe versagte, die man 1859 Preufsen und dem Nationalverein 
gegenüber beim Auslande in Aussicht gestellt hatte. 
Wenn schon 1813 namentlich preufsische Waffen, trotz Lüneburg und Göhrde, Hannover 
befreiten und darnach bis 1866 wiederum Preufsen in erster Linie das Land militärisch und 
handelspolitisch schützte und förderte, so wurde man sich in Hannover dieser Verdienste doch 
nicht recht bewufst. Unbestreitbar aber zeigt nach 1866 die völlige Vereinigung beider Länder, 
wie wertvoll das innige Zusammengehen derselben sei. Zum Belege genüge hier der Nachweis 
der Bevölkerungszunahme: 
„ ( Land . . 1815: 1400 000 E. 1866: 1850 000 E. 1914 : 2950000 E. 
annover j gtadt ^ ^ 25 000 E. „ 75 000 E. „ 323000 E. 
Mit Preufsen ist Hannover jetzt so verschmolzen, dafs der kernige, niedersächsische Stamm 
seine volle Eigenart bewahrt und doch am Ganzen segensreich und stark beteiligt mitarbeitet. 
Haben doch zahlreiche Hannoveraner verschiedenster Art recht erheblich gerade in die neueste 
Geschichte mit eingegriffen, wie beispielsweise Goeben, Bennigsen, Windthorst, Miquel. Dasselbe 
gilt aber auch von den gröfseren Massen des Stammes, die an dem Ausbau des Deutschen Reiches 
ihr redlich Teil beitragen und doch ihrer engeren Heimat dabei gewifs in gleichem Mafse dienen. 
„ Die Versöhnung der Welfen und Hohenzollern erfolgte, als Ernst August, der Enkel Georgs V., 
die lochter Kaiser Wilhelms H. heiratete und das Herzogtum Braunschweig erhielt.
	        
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