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Olympia.
faltiger Mantel geschlagen, den der linke Arm aufnimmt . .
Das Haupt war, wie der Halsansatz erkennen läßt, leicht nach der
rechten Seite des Gottes hingewendet.J J)
In den Ecken liegen die beiden Flußgötter Alpheios und
Kladeos, durch welche der Ort der Handlung bezeichnet werden
sollte. In Bezug auf die neben dem Kladeos sitzende Figur ist
Pausanias im Irrtum. Sie stellt ein Mädchen dar und soll wahr¬
scheinlich eine Dienerin aus dem Gefolge der Königin Sterope be¬
zeichnen.
In der Erklärung der westlichen Giebelgruppe hat sich Pausanias
ebenfalls geirrt. Das Ganze stellt allerdings den Kampf der Lapithen
und der Kentauren dar; die in der Mitte stehende Figur ist nicht
Peirithoos, sondern Apollo. Die gewaltigen, über menschliches
Maß und menschliche Körperschönheit hinausgehenden Formen,
die vollkommene Ruhe der Gestalt inmitten des Getümmels der
Streitenden deuten darauf hin, daß auch hier nicht ein Sterblicher,
sondern ein Gott die Mittelstelle der Komposition füllt. Das Haupt,
welches tadellos erhalten ist, läßt keinen Zweifel darüber, wer dieser
Gott ist: der bartlose, aber reife Jüngling mit den großen Augen»
den vollen Lippen, den lebendig erregten Nasenflügeln, dem das
gelockte Haar, nur durch einen leichten Reif zusammen gehalten,
vom Scheitel in Stirn und Nacken wallt, es kann kein anderer
sein, als der Stammvater beider sich bekriegender Geschlechter,
dem wir auch im Tempelfriese von Phigalia als der waltenden
Gottheit in diesem Streite begegnen. Zu Olympia stand der Gott
als Apollon Thermios, der Hüter des Gottesfriedens, und dem
Mythos von der Festgründung zufolge auch als erster göttlicher
Sieger in den Festspielen, in besonderer Beziehung.0 2)
Die Kentaurenschlacht war ein beliebter Gegenstand der Dar¬
stellung für bildende Künstler, weil die Bewegtheit der Handlung
ihnen Gelegenheit bot, ihre Kunst besonders zu entfalten. Der Grund¬
gedanke war der Sieg geistig höher stehender gesitteter Wesen über
rohere Naturen. \ ielleicht wollten die Eleer damit symbolisch die
*) Boetticher S. 259.
2) Vergl. Boetticher S. 279.