12 III. Die einzelnen Zweige und die Bahnen des Weltverkehrs im besonderen.
\. Der d'chiffahrtsverkehr.
§ 4. Je nachdem die bewegende Kraft Dampf, Luft, Physische Muskel¬
kraft oder die Wirkung des Unterschiedes zwischen dem specifischen Gewichte
des Wasserstoffs und dem der atmosphärischen Luft ist, unterscheidet man:
a. Den Dampfschiffverkehr;
b. Den Segelschiff- und Kettenschiffverkehr und
c. Den Luftschiffverkehr.
Der älteste Zweig des Schiffahrtsverkehrs ist der Verkehr mittelst
Segelschiffen, der jüngste, noch wenig erprobte jener mittelst Luftschiffen.
Der Dampfschiffverkehr behauptet unter den Arten des Schiffahrtsverkehrs
schon darum, weil der Transport von Personen und Gütern durch den¬
selben rasch, verläßlich, pünktlich und verhältnismäßig billig bewirkt werden
kann, den ersten Rang.
a. I)er Dampfschiffverkeßr.
§ 5. Der Dampsschiffverkehr umfaßt:
1) Die Oceanfahrten; 2) Die Küstenfahrten; 3) Die Binnen¬
seefahrten; 4) Die Fluß- und Kanalfahrten.
Entwickelung der Dampfschiffahrt.
Schon in sehr früher Zeit sind von ben Chinesen unb Römern Versuche
gemacht worben, bie Schisse ohne Gebrauch von Rnbern unb Segeln burch
Ruber- ober Schaufelräber fort zu bewegen. Die Anwenbung ber Naturkraft
bes Dampfes an Stelle ber menschlichen ober tierischen Zugkraft zur Fortbe¬
wegung von Schiffen war von außerorbentlicher Wirkung unb mußte eine gro߬
artige Umwälzung bes ganzen Verkehrs zur See zur Folge haben.
Die Erfinbung, ben Damps als Triebkraft zu benutzen, hat man früher
fälschlich bem um bie Mitte bes 16. Jahrhunberts lebenben spanischen Kapitän
Blasco be Garay zugeschrieben. Beglaubigt ist bie Nachricht, baß ber be¬
rühmte Physiker Pa Pin in seinem im Jahre 1681 herausgegebenen physika¬
lischen Werke zuerst ben Vorschlag gemacht habe, bie Dampfkraft zur Bewegung
ber Schiffe zu benützen, wenig beglaubigt jene, baß er selbst ant 27. September
1707 mit einem von Dampfkraft getriebenen Rnberrabschiffe bie Strecke von Kassel
nach Minben aus ber Futba gefahren fei. In ber Folgezeit konstruierten viele
Physiker unb Mechaniker, barunter namentlich Daniel Bernoulli, Auxiron
Monin (1770), Perier, Joussroy (1783), Patrik Miller, Rumsey (1784),
Symington 1789, Fitch u.a. tierschiebene Arten von Dampfbooten, allein biese
Boote liefen viel zu langsam, als baß sie praktische Verwenbung hätten finbcn
können. Das erste für längere Fahrten geeignete, mit hinreichenber Schnellig¬
keit sich bewegenbe Dampfschiff, ben „Clermont" (mit ber Dampfmaschine
tion Watt, ben verbesserten Ruberräbern von Miller, ber Verbinbung ber Räber
mit ber Maschine nach Symington ausgestattet), erbaute im Jahre 1807 ber