102 Schlacht bei Marathon. Miltiades.
gegen Griechenland. 100,000 Mann zu Fuß und 10,000 Reiter
segelten auf einer Flotte von 600 Schiffen über das ägäische
Meer, um die Athener zu Sklaven zu machen und in Ketten
nach Asien zu bringen. Die Inseln wurden auf dem Wege er¬
obert. Nur Delos wurde verschont, weil hier Apollo und Artemis
geboren waren; denn selbst die Heiden scheuten sich die den
Göttern geweihten Orte zu verletzen. Auf Euböa nahmen die
Perser nach einer siebentägigen Belagerung die Stadt E retria,
plünderten und verbrannten sie. Als die Athener dies hörten,
erschraken sie sehr; denn sie hatten nicht geglaubt, daß der Feind
so schnell kommen würde. Sie schickten eiligst zu den andern
griechischen Stämmen, und baten um schleunige Hilfe. Aber die
Furcht vor den Persern war so groß, daß alle sich entschuldigten,
und mehr Heil in einer feigen Unterwerfung, als in einem ge¬
meinsamen Widerstände zu finden glaubten. Die Spartaner
antworteten, ihre Religion erlaube ihnen erst nach dem Neu¬
monde zu kommen; bis dahin waren aber noch neunzehn Tage.
Nur eine Stadt leistete treuen Beistand: Platäa; aber was
wollten zwei Städte gegen Hunderttausende von Feinden! Doch
die Athener verzagten nicht. Sie bewaffneten sich schnell,
nahmen einige Tausend Sklaven dazu, und zogen dem Feinde ent¬
gegen.
Auf der Ebene bei Marathon, nordöstlich von Athen,
trafen die beiden so ungleichen Heere auf einander. Noch schwankten
die Feldherren der Athener, ob es ratsam sei, eine Schlacht zu wagen
oder zu fliehen. Fünf rieren zum Rückzüge. Da trat Miltiades
vor, und bewies den Mutlosen mit feuriger Beredsamkeit, von
diesem Augenblicke hänge die Ehre und die Freiheit Athens ab.
Die Schlacht wurde beschlossen. Aber unglücklicher Weise hatten die
Athener zehn Feldherren; jeder sollte einen Tag lang Anführer
sein. Dabei war an gemeinsame Maßregeln nicht zu denken.
Alle aber achteten den Miltiades für den Geschicktesten; darum
machte Aristeides, einer jener zehn, den Vorschlag, jenem
allein den Oberbefehl anzuvertrauen. Er trat seinen Tag ab,
die andern wollten nicht unbescheiden sein, und so hing nun die
ganze Anordnung von dem umsichtigen Miltiades ab. Jetzt be¬
gann die Schlacht. Die kleine Zahl der Griechen verschwand
zwar fast gegen die Menge der Perser; aber die Einsicht des
Miltiades und die unübertreffliche Tapferkeit jener, die für Ehre
und Freiheit, Weib, Kinder und Herd fochten, gab ihnen ein
großes Übergewicht. Die Schlacht währte lange und schon wich
die Mitte der griechischen Schlachtordnung, wo die Sklaven stan¬
den, zurück. Da schwenkten sich die beiden griechischen Flügel,