fullscreen: Württembergisches Realienbuch

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marks und Italiens; er hoffte überdies, daß die süddeutschen Staaten neutral 
bleiben würden. In der Bewaffnung war die sranzösische Armee dem preußischen 
Heer anscheinend voraus. Nun fehlte nur noch ein genügender Grund zum Los¬ 
schlagen. Dieser sollte sich bald finden. — Die Spanier hatten im Jahre 1868 ihre 
Königin Jsabella vertrieben; nun boten sie die Königskrone dem Prinzen Leopold 
von Hohenzollern an. Ein Hohenzoller aus Spaniens Königsthron! Das 
betrachteten die Franzosen als Bedrohung. Der sranzösische Botschafter Benedetti 
erhielt die Weisung, von dem in Ems weilenden König Wilhelm zu verlangen, 
daß er dem Prinzen Leopold die Annahme der Königskrone verbiete. In freund¬ 
licher Weise lehnte der König dieses Ansinnen ab. Prinz Leopold, der mit Recht 
befürchtete, daß die leidenschaftliche Erregung der Franzosen einen Krieg herbei¬ 
führen könnte, verzichtete freiwillig auf die Krone. Damit hatten die Franzosen 
Des Kriegers Abschied. 
Mit Genehmigung der Kunstanstalt von F-. A. Brockmann (R. Tamme) in Dresden. 
aber nicht genug. Sie verlangten von König Wilhelm, er solle dem Prinzen Leo¬ 
pold die Annahme der spanischen Krone für alle Zukunft verbieten. Dieses Ver¬ 
langen wies der König mit Würde und Entschiedenheit zurück. Als dies in Paris 
bekannt wurde, hörte man alsbald den Ruf: „Nach Berlin! Nach Berlin!" Am 
19. Juli, dem Todestage der Königin Luise, wurde die französische Kriegserklärung 
in Berlin übergeben. 
2. Der Krieg gegen das kaiserliche Frankreich. Wie im Jahre 1813, 
so ging in den Julitagen des Jahres 1870 ein Sturm der Begeisterung durch 
ganz Deutschland. Des Königs Rückreise vom Bade Ems nach Berlin glich 
einem Triumphzug; in Berlin wurde er mit ungeheurem Jubel empfangen. 
Aller Streit und Hader unter den deutschen Stämmen war verstummt und 
das Gefühl der Einheit lebendig geworden. Das deutsche Volk ging seiner 
größten und schönsten Zeit entgegen; das Lied unseres Landsmannes Schnecken¬ 
burger „Es braust ein Nus wie Donnerhall" wurde zum Nationallied.
	        
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