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kamen. Und nach den gewöhnlichen Grüßen entstand
unter ihnen folgendes Gespräch.
Der Bürger. Nein, ich möchte kein Bauer seyn!
. In solchem Wetter pflügen oder sonst draußen Handthie¬
ren, das mag keine kleine Plage heißen, und wie oft
jm Jahre ist nicht schlechtes Wetter!
Der Hauswirth. Mühe ist keine Plage, lieber
Herr; und dann ist das Wetter von Gott, und ist im¬
mer nützlich.
Der Bürger. Ja, da- ist wohl wahr, aber ihr
werdet doch naß und krank davon.
Der Sohn. Naß wohl, aber darum nicht krank;
und das macht die Gewohnheit, oft naß zu werden,
Laß es uns nicht schadet.
Der Bürger. Ihr seht freilich nicht krank auS,
mein Freund; aber ehe man das auch gewohnt wird!
Der Sohn. Von Jugend auf sind wir härter,
olS die Leute in der Stadt. Wir spielen als Kinder im
kalten Wasser, und oft bei solchem strengen Wetter auf
der Straße, wo in der Stadt keiner sein Kind heraus¬
ließe; und überdies sagt daS Sprichwort: Arbeit wärmt.
Der Bürger. Wir Bürger arbeiten auch.
Der Hauswirth. Ja, lieber Herr, und eure
Arbeiten sind auch sehr nützlich. Aber unsere sind über¬
dies auch noch lustig. Wenn euch eine Lerche fingen
soll, so müßt ihr sie füttern; uns singen viele hundert
umsonst. Eure Professionen sind oft sitzend und unan¬
genehm; eure Zimmer oder Arbeitsstuben riechen übel,
und oft gehrt ihr mit Gift um, welches euch siech und
eleriom acht. Uns aber erfreuen die schönsten Blumen
durch das Gesicht und den Geruch zugleich. Und der
Ou 'i frischer gepflügter Erde giebt ein wahres Stär-
. zungsmittel für unsere Gesundheit. Ein schöner Früh-
lingSmorgen ist etwas sehr Herrliches, wovon aber in
der Stadt wenig genossen wird.
Der Bürger. Liber wie viel Gefahr bringt euch
/ nicht auch alles: Hitze und Nässe, Hagel und Sturm,
Ungeziefer, Krieg und Viehsterben, alles kann euch ver¬
derben. Liber wir, wir arbeiten immerfort, und wann
viel draufgeht, dann haben wir oft die meiste Nahrung.
„ Der Haus wirth. Ja, Herr, aber wir brauchen*
auch nicht so viel, als ihr, und haben genug an dem,