Zweiter Abschnitt.
Der geschichtliche Styl.
Alles, was außer uns in der Welt geschieht, trägt der ge¬
schichtliche Styl vor, also alle Thatsachen und Ereignisse, alles,
was zum Kreise der Erfahrung gehört, wahrend der Lehrstyl
mit dem, was in uns ist, mit unsern Vorstellungen und Begrif¬
fen, sich beschäftigte. Auch hier sind Wahrheit und Schön¬
heit zwei Hauptgesetze. Alles, was der geschichtliche Styl dar¬
stellt, muß wirklich geschehen sein; sonst gehört es nicht in's
Gebiet der Prosa, sondern der Poesie (Fabel, Mührchen, Pa¬
rabel, Roman, Novelle, Drama). Ebenso muß der Styl schön
sein, d. h. um sein selbst willen gefallen, und so lebendig, daß
der Leser oder Zuhörer ein möglichst deutliches Bild von dem
geschilderten Gegenstände erhält. Noch mehr als bei dem Lehr¬
styl wird hier die Einbildungskraft und das Gefühl in Be¬
wegung gesetzt. Wie weit der Geschichtschreiber auf den Verstand
seiner Leser, oder zugleich auf Einbildungskraft und Gefühl ein¬
wirken soll, hängt wieder, wie bei dem Lehrstyl, von seinem Zwecke
ab; anders wird er für Erwachsene, als für Kinder, anders für
Gelehrte als für Ungelehrte, anders für Gebildete als für Un¬
gebildete schreiben.
Zum ganzen Kreise der Erfahrung gehören aber theils bereits
vergangene Thatsachen, theils noch gegenwärtige Erschei¬
nungen. Die Vergangenheit wird erzählt, dieZGegen¬
wart beschrieben. Danach theilt man den historischen
Styl ein:
I. in Erzählung, und
II. in Beschreibung.