Neueste Zeit. (1830-1880).
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Ein Fluchen, Erbrechen und Beten
Schallt aus der Kajüte heraus;
Ich halte mich fest am Mastbaum
Und wünsche: wär' ich zu Haus.
H. Heine.
Frieden.
Hoch am Himmel stand die Sonne,
Von weißen Molken umwogt,
Das Meer war still.
Und sinnend lagich amSteuerdesSchisfes,
Träumerisch sinnend und halb im Wachen
Und halb im Schlummer schaute ich
Den Heiland der Welt. ^Christus,
Im wallenden weißen Gewände
Wandelt er riesengroß
Über Land und Meer;
Es ragte sein Haupt in den Himmel,
Die Hände streckie er segnend
Über Land und Meer;
Und als ein Herz in der Brust
Trug er die Sonne,
Die rote, flammende Sonne,
Und das rote, flammende Sonnenherz
Goß seine Gnadenstrahlen
Und sein holdes, liebseliges Licht
Erleuchtend und wärmend
Über Land und Meer.
Glockenklänge zogen feierlich
Hin und her, zogen wie Schwäne,
An Rosenbändern das gleitende Schiff,
Und zogen es spielend ans grüne Ufer,
Wo Menschen wohnen, in hochgetürmter,
Ragender Stadt.
O Friedenswunder! Wie still die Stadt!
Es ruht das dumpfe Geräusch
Der schwatzenden, schwülen Gewerbe,
Und durch die reinen, hallenden Straßen
Wandelten Menschen, weißgekleidete,
Palmzweig-tragende,
Ünd wo sich zwei begegneten,
Sah'n sie sich an, verständnisinnig,
Und schauernd, in Liebe und süßer
Entsagung,
Küßten sie sich auf die Stirne,
Und schauten hinaus
Nach des Heilands Sonnenherzen,
Das freudig versöhnend sein rotes Blut
Hinunterstrahlte,
Ünd dreimalselig sprachen sie:
Gelobt sei Jesus Christ! H. H^e.
Die Grenadiere.
Nach Frankreich zogen zwei Grenadier',
Die waren in Rußland gefangen,
Und als sie kamen ins deutsche Quartier,
Sie ließen die Köpfe hangen.
-»Da hörten sie beide die traurige Mär':
Daß Frankreich verloren gegangen.
Besiegt und zerschlagen das tapfere
Heer, —
Und der Kaiser, der Kaiser gefangen.
Da weinten zusammen die Grenadier'
Wohl ob der kläglichen Kunde.
Der eine sprach: „Wie weh wird mir.
Wie brennt meine alte Wunde!"
Der and're sprach: „Das Lied ist aus.
Auch ich möcht' mit dir sterben,
Doch hab' ich Weib und Kind zu Haus,
Die ohne mich verderben."
„Was scheert mich Weib, was scheert
mich Kind,
Ich trage weit bess'res Verlangen;
Laßt sie betteln gehn, wenn sie hungrig
sind, —
Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!
Gewähr' mir, Bruder, eine Bitt':
Wenn ich jetzt sterben werde,
So nimm meine Leiche nach Frankreich
mit,
Begrab' mich in Frankreichs Erde.
Das Ehrenkreuz am roten Band
Sollst du aufs Herz mir legen;
Die Flinte gieb mir in die Hand
Und gürt' mir um den Degen.
So will ich liegen und horchen still.
Wie eine Schildwacht, im Grabe,
Bis einst ich höre Kanonengebrüll
Und wiehernder Rosse Getrabe.
Dann reitet mein Kaiser wohl über
mein Grab,
Viel Schwerter klirren und blitzen;
Dann steig ich gewaffnet hervor aus
dem Grab', —
Den Kaiser, den Kaiser zu schützen "
H. Hnne.