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guten Stunden, welche sie mit ihren getöteten und verdorbenen Ver¬
wandten und Jugendgenossen verlebt hatten; sie sahen sich selbst glücklicher,
männlicher und besser, als sie in fast dreißig Jahren voll Elend und
Entwürdigung geworden waren.
Die Jugend aber, das harte, kriegerische, verwilderte Geschlecht,
empfand das Nahen einer wunderbaren Zeit, die ihm vorkam, wie
ein Märchen aus fernem Lande: die Zeit, wo auf jedem Ackerstücke
des Winter- und Sommerfeldes dichte gelbe Ähren im Winde wogen,
wo in jedem Stalle die Kühe brüllen, in jedem Kloben ein rundes
Schweinchen liegen sollte, wo sie selbst mit zwei Pferden und lustigem
Peitschenknall auf das Feld fahren würden, wo sie nicht mehr mit Heu¬
gabeln und verrosteten Musketen den Nachzüglern im Busch auflauern,
nicht mehr als Flüchtlinge in unheimlicher Waldesnacht auf den Gräbern
der Erschlagenen sitzen würden, wo die Dächer des Dorfes ohne Löcher,
die Höfe ohne zerfallene Scheuern sein sollten, wo man den Schrei
des Wolfes nicht in jeder Winternacht vor dem Hoftor hören mußte,
wo ihre Dorfkirche wieder Glasfenster und schöne Glocken haben würde,
wo in dem beschmutzten Chor der Kirche ein neuer Altar mit einer
seidenen Decke, einem silbernen Kruzifix und einem vergoldeten welche
stehen sollte, und wo jetzt wieder Braut und Bräutigam vor dem Altare
knien würden. Eine leidenschaftliche, schmerzliche Freude zuckte damals
durch alle Seelen; selbst die wildeste Brut des Krieges, das Soldaten¬
volk, wurde davon ergriffen. Feierlich und mit aller Inbrunst, deren
das Volk fähig war, wurde das Fest begangen.