— 186 —
nach dem Gottesdienst alles freiwillig. Er hielt sich zurück, bis die Reise-
gesellschaft auf dem Rhein nach dem preußischen Wesel kam. Auf dem Schiff
wurde Friedrich verhaftet, eiligst nach der Mark zurückgebracht und vor ein
Kriegsgericht gestellt. Friedrich Wilhelm verlangte, daß es den „Ausreißer
Leutnant Fritz" wegen Fahnenflucht zum Tode verurteile. Die Richter aber
weigerten sich und erklärten, das Urteil sei allein Sache des Königs. Nun
blieb der Kronprinz als Gefangener in Küstnn. Keith hatte sich recht-
zeitig nach England geflüchtet, Katte aber war ergriffen worden. Der er-
zürnte König ließ ihn vor Friedrichs Fenster enthaupten. Der Kronprinz
mußte das Ende des Freundes mit ansehen. Ohnmächtig brach er bei dem
schrecklichen Anblick zusammen.
3. Die Aussöhnung zwischen Vater und Sohn. Im Gefängnis ward
Friedrich klar, welche Schuld er auf sich geladen hatte. Er ging in sich,
bat den Vater in einem reumütigen Briefe um Verzeihung und gelobte
Besserung. Nun milderte der König seine Hast; aber er durfte Küstrin
noch nicht verlassen, sondern mußte auf der dortigen Kriegs - und Domänen-
kammer arbeiten, um die Verwaltung des Staates gründlich kennen zu
lernen. Bald machte ihm sein Tagewerk Freude, und mit großem Eifer
erfüllte er seine Pflicht. Je mehr er sich um alles kümmerte, desto besser sah
der Prinz ein, welche Mühe sich der Vater gab, sein Volk glücklich zu machen.
Während er ihn seither nur gefürchtet hatte, ehrte und bewunderte er ihn jetzt.
Mit Freuden erfuhr der König, daß Friedrichs Sinn sich geändert habe.
Als die Prinzessin Wilhelmine ihre Hochzeit feierte, ließ er ihn nach Berlin
kommen. Mit den Worten: „Da habt ihr enern Fritz wieder!" führte er ihn
der glücklichen Mutter und der überraschten Schwester zu. Der König
wünschte, Friedlich möge die Prinzessin Elisabeth Christine von
Braunschweig. Bevern heiraten. Lange sträubte sich der Kronprinz,
da er diese Fürstentochter gar nicht liebte. Schließlich gab er dem eisernen
Willen des Vaters nach. Die Ehe wurde unglücklich. Die Kronprinzessin zwar
schätzte ihren Gatten sehr hoch; Friedrich aber war gleichgültig gegen sie.
Nach seiner Vermählung wurde der Kronprinz Oberst eines Regiments.
Der Vater schenkte ihm das Schloß Rheinsberg bei Neuruppin. Hier
verlebte er die schönsten Tage seines Lebens. Künstler, Gelehrte und Dichter
weilten als Gäste an seinem Hofe. Mit dem Vater war er nun völlig
ausgesöhnt. Gern nannte dieser ihn „meinen lieben Fritz." Als sein Ende
kam, äußerte er: „Mein Gott, ich sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen
Sohn zum Nachfolger habe."
4. Der Regierungsantritt. Wohl vorbereitet übernahm Friedrich 1740
die Regierung. Einem seiner Freunde schrieb er damals: „Von jetzt an diene
ich keinem andern als meinem lieben Volke." Die Einrichtungen, die sein
Vater geschaffen hatte, blieben bestehen; nur die kostspielige Riesengarde
wurde aufgelöst. Dafür vermehrte er das übrige Heer um 20 000 Mann.
Bald kam die Zeit, Ivo die Truppen ihre Tüchtigkeit beweisen konnten.
Die beiden ersten Schlesischen Ariege und der Österreichische
Erbfolgekrieg.
1. Der erste Schlesische Krieg. 1740 bis 1742. Wenige Monate nach
der Thronbesteigung Friedrichs starb Kaiser Karl VI. Er hinterließ keine