m - 88 -
Siebe des Arabers zu seinem Pferde. „Sage mir nicht, daß es mein Pferd ist, sage
nur, daß es mein Sohn ist," ruft er dir zu und küßt sein edles Tier. Nächst der ara¬
bischen Rasse ist das Pferd der Berberei das schönste. Von sehr kräftigem Körperbau
sind die mecklenburgischen, holsteinischen und dänischen. Dagegen sind die ungarischen,
polnischen und russischen Pferde unansehnlich und struppig, jedoch wegen ihrer Ge¬
nügsamkeit und Schnelligkeit geschätzt. Die kleinsten Pferde sind die Ponys, die auf
Korsika zu Hause sind und nur die Größe eines Esels oder Schafes erreichen.
78. Das Kausrind.
1. Körperbau. Das Rind ist uns teuer und wert geworden, weil es uns die
süße Milch, die nahrhafte Butter und das wohlschmeckende Fleisch liefert. Aber sein
Körper hat für uns wenig Anziehendes. Er ist lange nicht so schön und edel geformt
wie der Körper des Pferdes, sondern erscheint im Vergleich zu diesem geradezu als
plump. Auch die große, viereckige Stirn und die breite, nasse Nase tragen viel zu
dem unschönen Aussehen des Rindes bei, mehr aber noch die großen, trüben Augen,
mit denen das Rind dumm und neugierig die ihm unbekannten Gegenstände anstarrt.
Ebenso will uns die Haut, welche als schlotternde Wamme am Halse herabhängt,
als keine sonderliche Zierde des Rindes erscheinen. Dazu kommt der schwerfällige
Gang, bei dem das Rind steif und ungeschickt mit den Füßen dahin schreitet, obgleich
die Kuh keineswegs ein schlechter Läufer ist. (An den Füßen befinden sich je 4 Zehen,
deren jede von einer Hornmasse sHufj umschlossen ist. Nur die beiden größeren be¬
rühren beim Auftreten den Erdboden (Zweihufers.) Ein schöner Schmuck dagegen
sind die halbmondförmig nach außen gebogenen Hörner, die dem Rinde zugleich als
Waffe dienen. Dieselben sind inwendig hohl und aus einer Hornmasse gebildet, welche
stetig am untern Ende in einzelnen Jahresringen weiter wächst. Auch die Farbe
(welche?) des enganliegenden Haarkleides macht keinen üblen Eindruck, so daß dadurch
die unschöne Körperform weniger in die Augen fällt und eine Kuhherde im ganzen
doch eine recht schmucke und angenehme Erscheinung ist.
2. Wahrung und Ernährungsweise. Das Rind nährt sich von Gras, Kräu¬
tern (Klee, Luzerne rc.), Häcksel, Kartoffeln und ähnlichen Stoffen, die nur einen
geringen Nährwert haben. Darum bedarf auch das Rind einer großen Menge Fut¬
ters. (Eine mittelgroße Kuh muß beispielsweise täglich 50 KZ Gras haben, wenn sie
einen ordentlichen Milchertrag geben soll ) So erklärt es sich, weshalb nian die Kühe
fast den ganzen Tag auf der Weide gierig fressen und so viel Futter hinunterschlucken
sieht, daß zuletzt der Bauch förmlich anschwillt. Ihr Gebiß ist — obwohl auffallender¬
weise die Schneidezähne im Oberkiefer fehlen — zum Abrupfen des Grases ganz vor¬
züglich geeignet. Die fehlenden Schneidezähne des Oberkiefers werden nämlich durch
eine harte Knorpelleiste am Gaumenrande ersetzt. Will nun die Kuh grasen, so um¬
schlingt sie zunächst den Büschel Gras mit der langen Zunge, drückt ihm dann mit
den 8 Schneidezähnen des Unterkiefers gegen den knorpeligen Gaumenrand und ruvft
das Gras so mit Leichtigkeit ab. Dann aber schluckt sie es auch sofort ungekaut oder
doch nur grob zerkleinert hinunter, denn zum Kauen hat sie jetzt keine Zeit. — Und
wunderbar! der Schöpfer hat auch ihren Magen so eingerichtet, daß dieser zunächst
das Fntter ungekaut aufnimmt und später — oft sogar des Nachts — zum Kauen
zurückgiebt (Wiederkäuer). Dann wird das Futter mit den jederseits oben und unten
vorhandenen 6 Backenzähnen zermahlen, woraus es sich erklärt, daß die Kühe fast im¬
mer im Stalle kauen, auch wenn sie kein Futter vor sich haben. (Wie bewegen sie
dabei die Kinnladen?) Durch dieses Zermahlen und Zerreiben wird das Futter in
einen feinen Brei verwandelt, wodurch die Verdauung desselben wesentlich erleichtert
und der geringe Nahrungsstofs, der in dem Futter enthalten ist, möglichst vollständig
aus demselben herausgezogen wird.