99
und ihr freuet euch und rufet:
„O, das Blümlein zart und fein!“
So die Blumen, so die Kinder,
wenn sie gut geworden sind;
da hört man von jedem sagen:
„O, das wohlgerat'ne Kind!“
7. Das Schneeglöckchen.
Das erste Blümchen, welches im Frühling aus der Erde
hervordringt, ist das Schneeglöckchen. Wenn noch alle übri⸗
gen Blumen schlafen und die Bäume und Zäune ohne Laub
dastehen, zeigt es sich schon in voller Blüte. Die Menschen
freuen sich über die zarten, weißen Glöckchen; das Blümchen
selbst aber scheint zu trauern. Denn tief läßt es sein Köpf⸗
chen hängen, und wenn es sprechen könnte, würde es sein
Leid klagen, daß es so einsam blühen muß, während seine
Schwestern noch in der warmen Erde versteckt liegen. Die—
ser Kummer scheint auch die Ursache zu sein, daß es so schnell
berwelklt. Kaum noch die ersten Veilchen sieht es, und wenn
die Schlüsselblumen und die Aurikeln und Tulpen ihren Kelch
öffnen, hat es schon abgeblüht, und seine Blätter welken da—
hin. Die Blüte gleicht, wie schon der Name anzeigt, einer
fleinen Glocke. Schneeglöckchen heißt es, weil diese Blüte
schneeweiß ist oder auch, weil es zur Zeit des Schnees schon
hervorkommt. Am häufigsten trifft man es in Obst- und
Grasgärten, auf Bergwiesen und in Hecken an, wo es ohne
alle Pflege wächst. Bisweilen setzen es Blumenfreunde auch
in Topfe oder verwenden es in Gärten zum Einfassen der
Blumenbeete.
8. Die Schlüsselblume.
Die Schlüsselblume gehört zu den lieblichsten Erscheinun⸗
gen des Frühlings. Aus der Mitte einer grünen Blätter—
rose erhebt sich ein schlanker, aufrechter Stengel, der an sei⸗
ner Spitze eine große Anzahl Blüten von schöner Farbe
trägt. Bienen und Hummeln besuchen sie und saugen Honig
daraus. Die Mädchen pflücken sie mit den blauen Veilchen
7 *