Die Bierzieie; Gründung der Universität Frankfurt. 75
fung der Ausgaben reichte nicht hin, um die Landesschulden zu tilgen und die
Bedürfnisse der Regierung zu befriedigen. Die Einnahmen von den fürst¬
lichen Gütern, vom Grundzins und von sonstigen Abgaben hatten sich durch
die vielen Verpfändungen und Veräußerungen immerfort vermindert, wogegen
die Ausgaben der Kurfürsten mit der Zeit bedeutend zugenommen hatten.
Theils erforderte die Hofhaltung jetzt viel mehr Aufwand, als früher, theils
verursachten die vielen Reisen der Kurfürsten zu den Reichstagen und anderen
Versammlungen, sowie endlich die Bestrebungen zur Aufrechterhaltung und
Wahrung der brandenbnrgischen Macht große Kosten. Der neue Kurfürst
stellte dies Alles den Ständen vor, und da sie seinen redlichen Willen für das
Beste des Landes wohl erkannten, so bewilligten sie aus freien Stücken die von
seinem Vater vergebens geforderte Bierziese. Nur die altmärkischen Städte,
welche seit dem verletzenden Auftreten des Albrecht Achilles ihren Groll gegen
die hohenzollernschen Kurfürsten nicht wieder aufgegeben hatten, verweigerten
die Abgabe. In Stendal besonders rotteten sich die Bürger zusammen,
zwangen den Rath, sich gegen die kurfürstlichen Befehle aufzulehnen und wiesen
einen Abgesandten des Kurfürsten schnöde zurück. Andere Städte folgten
ihrem Beispiel. Aber Johann zeigte hier, daß er, wenn es sein mußte, auch
kräftigen Einschreitens fähig war: schleunigst erschien er mit seinen Truppen
vor Stendal, nahm die Stadt ein und bestrafte die Rädelsführer der Em¬
pörung mit dem Tode. Da säumten die übrigen aufrührerischen Orte nicht,
sich seiner Gnade zu ergeben; der Fürst strafte sie mit Entziehung vieler Frei¬
heiten, und die auferlegte Abgabe wurde nun überall unweigerlich geleistet.
Seitdem war die Regierung Jo Hann's durch keine Unruhe mehr ge¬
stört ; auch der Frieden mit den benachbarten Staaten erlitt keine Unterbre¬
chung, — und so konnte der wohlwollende Fürst feine ganze Sorgfalt, wie es
seiner Neigung entsprach, auf die Hebung der allgemeinen Wohlfahrt, auf
Förderung der bürgerlichen Thätigkeit, des Handels und der Gewerbe richten.
Gründung der Frankfurter Universität (1506). Wie seine Regierung
durch solche friedliche Bestrebungen dem Lande zum großen Segen gereichte, so
ging von ihm auch noch ein Unternehmen ans, welches für die Förderung der gei¬
stigen Bildung in deu Marken von großer Bedeutung war, nämlich die Grün¬
dung der Universität Frankfurt. Man darf annehmen, daß Johann,
welcher selbst eine für jene Zeiten ehrenwerthe Bildung besaß und besonders
in lateinischer Rede so geübt war, daß man ihm deshalb den Beinamen Ci¬
cero gab, schon längst mit dem Plane umgegangen sein mochte, auch in seinem
Lande eine Hochschule zu errichten. Einen neuen Anlaß und eine erwünschte
Gelegenheit zur Ausführung seines Planes erhielt er durch den Professor der
Medicin Pistoris, der ihn bei seinen schweren Leiden an der Wassersucht mit
Rath öfter unterstützte. Pistoris war Professor an der Universität Leipzig,
hatte aber dort sehr heftige wissenschaftliche Streitigkeiten gehabt, welche ihm
eine Veränderung seines Aufenthaltes wünschenswerth machten. Er schlug dem
Kurfürsten vor, eine Universität in der Mark zu errichten; Johann ging gern
darauf ein und wählte Frankfurt an der Oder wegen bequemer Lage und
Wohlfeilheit der Lebensmittel zum Sitze derselben. Der Bau war bereits
begonnen, als der Kurfürst starb (1499). Sein Werk aber wnrde von
seinem Sohne und Nachfolger fortgesetzt. Im Jahre 1506 erhielt die neue