Full text: Deutschlands Kolonien

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Der Bismarckarchipel und die Salomonen. 
auffallend wenige Hochstämme aufweist. Noch harren jene Gegenden der 
Erschließung, und es wäre vermessen, behaupten zu wollen, daß die kühlere 
Luft gebirgiger Jnselteile nicht auch der Entwickelung kräftigeren Holz- 
muchses günstig sei, allein in den hoch gelegenen Teilen Neumecklenburgs, 
die der Verfasser besuchte, waren starke Baumstämme verhältnismäßig seilen 
anzutressen. Dennoch rief der dichte Busch Erinnerungen an europäischen 
Wald wach. Das Unterholz ist im Gebirge nicht ganz so hoch und dicht 
als in tieferen Gegenden, die kühle Temperatur, das schattige Laubdach, 
die zahllosen von einem verirrten Sonnenstrahl getroffenen und in dessen 
Licht anfblitzenden, Ast und Gesträuch schmückenden Tautropfen, die dichte 
Decke, welche mannigfache Gattungen hellgrünen Mooses über Gestein 
und Baumstamm ausbreiten, vor allem aber das Rauschen der Blätter 
in einem kräftig kühlen Winde, versetzen das Empfinden in den nordischen 
Hochwald. Die vorkommenden Moose zeichnen sich durch zierliche Form 
und große Verschiedenheit aus. Der Verfasser sammelte eine sehr be¬ 
trächtliche Anzahl, von der ihm später bei einem Angriff der Eingeborenen 
ein Teil wieder verloren ging. Ein nicht unerheblicher Rest wurde in¬ 
dessen gerettet und dem botanischen Museum in Berlin überwiesen; es 
dürften die ersten Moose sein, die aus der immerhin bedeutenden Höhen¬ 
lage von etwa 600 Meter aus diesem Teile der Siidsee nach Deutschlaild 
gelangt sind. Grasbestandenes Gelände gehört in dem bis jetzt bekannten 
Teile des Archipels durchaus zu den Ausnahmen. Wir haben schon die 
Grasebene auf der Gazelle-Halbinsel kennen gelernt und gesehen, daß die 
drei Vulkane daselbst grasbedeckte Gipfel haben. In Neumecklenburg 
fand der Verfasser eine einzige, wenig umfangreiche Stelle ans den Sst- 
abhängen des die Insel durchsetzenden Bergzuges, welche statt des üblichen 
Busches das in Java „Alang-Alang", in Südafrika „Tambuti" genannte 
rohrartige hochstenglige Gras ausweist. 
Die Vogelwclt des Bismarckarchi'pclsck) 
Die Vogelwelt des Archipels ist reich an Arten, deren einzelne, 
namentlich Tauben, Kakadus und Papageien, äußerst zahlreich vertreten 
sind. Der weiße Kakadu ist in Neuguinea und Neupommern sehr häufig, 
aus letzterer Insel wird eine Art mit blauen Augen von den Eingeborenen 
sehr geschätzt und gern gezähmt. Der Verfasser erinnert sich nicht, ihn 
ans Neumecklenburg gesehen zu haben. Der schwarze Kakadu gehört 
ausschließlich Neuguinea an, wo er aber selten zu sein scheint. Papageien 
sind überall anzutreffen. Zwei sehr bunte Arten bevölkerten Karrawarra, 
verzogen sich aber bald, als auf sie geschossen wurde, um sie zur Her¬ 
stellung einer ganz vorzüglichen Bouillon zu verwende». Auf der 
') Joachim Graf Pfeil: „Studien und Beobachtungen aus der Süd- 
sec", S. 216.
	        
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