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das Gebirge und bildete eine Schlucht, durch die das Wasser absloß, so 
daß die Thäler und Tiefen nach und nach srei wurden. Als der Teufel 
sah, daß ihm das Spiel verdarben war, geriet er in Wut, erhob sich in 
die Luft, eilte in die Höhen, packte einen ganzen Berg, nahm ihn auf 
den Rücken und wollte ihn in die Schlucht stopfen und so die Bergscharte 
zudämmen. Doch die Last wurde ihm unterwegs zu schwer; an der 
Grenze des heutigen lippischen Landes fiel er mit seiner Bürde zu Boden, 
und die Masse begrub ihn. Tie Höhe heißt jetzt Bonstapel oder Boben- 
stabel, und noch soll der Teufel dort sitzen uud von Zeit zn Zeit rumoren. 
Die Bergschlucht aber ist die westfälische Psorte. Grösse. 
U 8. jDer westfälische Pumpernickel. 
- Emst reiste ein Franzose durch Westfalen, dem wollte das schwarze^ 
dort übliche, Pumpernickel genannte Brot nicht munden. Er reichte es 
seinem Pferde mit den Worten: „Bon pour Nickel!" b. h. gut für Nickel. 
Nickel war aber der Name seines Pferdes. So soll das westfälische 
Brot seinen Namen bekommen haben. Andere sagen, es habe denselben 
von dem Backer Nickel Pumper, der es im 16. Jahrhundert zu Osna¬ 
brück zuerst gebacken habe. 
9. Der grosze Rosenstock am Dome zn Hildesheim. 
Der Kaiser Ludwig, der eiu frommer Mann war, trug stets einen 
Rosenkranz zum Gebete bei sich. Als er einst auf der Jagd war im 
Walde Hils, von dem die Stadt Hildesheim ihren Namen erhalten haben 
soll, verlor er denselben. Das verursachte dem Kaiser großes Herzeleid; 
alle seine Diener mußten das verlorne Kleinod suchen, und er gelobte 
und sprach: „Wo der Rosenkranz wiedergesunden wird, da will ich eine 
Kapelle bauen lassen zur Ehre Gottes, meines Herrn." Endlich sand 
man ihn an dem Zweige eines wilden Rosenstocks, der stand in voller 
Blüte, obgleich es mitten im Winter war und hoher Schnee die Gegend 
bedeckte. Der Kaiser hielt sein Gelübde und ließ an der Stelle eine 
Kapelle bauen, die war das erste Gebäude von Hildesheim; auch verlegte 
er deu Bischofsplatz, den sein Vater Karl der Große zu Elze errichtet 
hatte, hierher. Wo der Rosenstock gestanden hatte, war jetzt der Altar 
des Gotteshauses. Die Wurzeln aber trieben unter dem Mauerwerke 
einen neuen Schößling hervor, und der wuchs sröhlich und blieb auch 
verschont, als die spätere Domkirche durch eine Feuersbrunst eingeäschert 
wurde. An der nördlichen Mauer des nenen Domes ist er wie ein Wein- 
stock emporgewachsen, seine Krone ist gegen 9 na hoch, während sie sich
	        
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