254
120. Das Glöcklem beim Gewitter.
Neuer« Gedichte. Herausg. von E. Kniepkamp u. a.
s
Von fritj pbUtppi.
Cöln o. J. 8. 69.
ilde Wölfe laufen durchs Korn.
Wehe, die Wettermeute!
Über dem Tannenwald reckt sich die Faust
dräuender Wolken nach Beute.
Da hebt das Glöcklein zu beten an:
Gott schütze uns Haus und Feld und Tann!
Nieder erdab das Unheil fährt
sausenden Schwungs wie Hammerschlag.
Flammensprühend der Amboß dröhnt,
grausend schließt die Augen der Tag.
Dem Glöcklein bricht die Stimm' vor der Not:
Die armen Leute, das liebe Brot!
Wo noch früh die Ähre genickt,
liegt ein Grab voll Schlamm und Eis,
liegt zerschlagen, zerstampft im Grund,
was gebaut der Mensch mit Fleiß.
Da ruft das Glöcklein beim Abendstern:
Erhebt die Hände zu Gott, dem Herrn!
121. herbllmorgen. Von Johannes Crojan.
Gedichte. 2. Auflage. Stuttgart 1901. 8. 187.
1. Herbstmorgen hat die Flur geweckt;
sie regt sich nicht, die Nacht war hart.
Purpurne Blättchen, überdeckt
mit Perlen, sind noch ganz erstarrt.
Ein blauer Duft
hüllt alles ein; still ist die Luft.
2. Brombeer' greift rankend übers Feld,
des Wandrers Fuß erschrickt vor ihr.
Raubvogelschrei mitunter gellt
von fernher aus dem Waldrevier.
Und wieder bald
wird alles still, kein Laut erschallt.
3. Auf einmal, einem Schatten gleicht's,
taucht aus dem Nebel das Gespann
des Pflügers auf, und langsam steigt's
gemeßnen Schritts am Berg hinan
und wendet um,
im Duft verblassend wiederum.