Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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Frankfurt das Standbild Goethe's, der mit Schiller unsere Literatur zur 
Weltliteratur erhob; in Worms ist Luther ein Denkmal errichtet worden, 
das an Großartigkeit und Schönheit seines Gleichen nicht hat. Das rechts 
am Rhein an der Neckarmündung gelegene Mannheim empfing im No- 
vember 1862 die schöne Schiller-Statue. Und wie diese Denkmäler des 
Friedens von deutscher Kunst und deutscher Wissenschaft ein Zeugniß ab- 
legen, so erzählen die ergrauten Burgen und Schlösser, welche in reicher 
Fülle von den starren Felsen des Rheins herab auf seine grünen Wogen 
schauen, von dem Lanzen- und Schwertgeklirr der Ritter, von ihren 
Harfnern und Edelfrauen, von deutscher Minne und deutscher Heldenkraft. 
Manche dieser Ritterburgen, wie Rheinstein bei Bingen und Stolzenfels 
bei Coblenz, sind ganz im Styl des Mittelalters wieder hergestellt worden 
und stehen nun da als stattliche Zeugen einer kräftigen Zeit; andere sind 
mehr oder weniger zerfallene Ruinen, und wo einst Eisenharnische klirrten, 
da flüstert jetzt das Rebenblatt, und wo Edelfräulein lauschten, da schauet 
die Traube aus dem offenen Fenster. Und wie diese Burgen von den 
mächtigen Flügelschlägen einer längst vergangenen Zeit umkreist werden, 
so rauscht, einer noch älteren Zeit entquollen, ein mächtiger Strom der 
schönsten Sagen um alle Orte des Rheinthals. Da ist kein Platzchen, an 
dem die Sage nicht weilte. Von großen Königen und tapfern Helden, 
von holden Jungfrauen und schrecklichen Drachen, von guten und bösen 
Geistern weiß ihr Mund zu erzählen und Berg und Thal, Burgen und 
Kirchen, Städte und Dörfer in den Zauber ihrer Dichtungen zu verweben. 
Wo der Rhein das Hochland durchbricht, um in das Flachland zu treten, 
steht als Grenzstein das Siebengebirge, in einer Gegend, die noch einmal 
allen Zauber, die der herrliche Strom von Mainz bis Bonn in so reicher 
Fülle auszuweisen hat, in sich vereinigt. Dort, in jenem Paradiese des 
Rheins, erhebt fast unmittelbar aus dem Strome der Drachenfels „wie 
ein erzgepanzerter Riese das helmbewehrte Haupt" und dort war es, wo, 
wie die Sage erzählt, Siegfried den Drachen erschlug. Dem Drachenfels 
gegenüber erheben sich die Ruinen von Rolandseck, einst eine Klause, in 
der Roland um die schöne Hildegund trauerte. Zwischen Drachenfels und 
Rolandseck liegt mitten im Rhein eine Insel, aus welcher das Kloster stand, 
in welches Hildegund sich von der Welt zurückgezogen hatte, um nur dem 
Himmel zu leben. Und wie die Sage die Heldengestalt eines Roland und 
Siegfried mit mehreren Orten am Rhein in Verbindung gebracht hat, 
unter Andern auch mit Worms, wo der Nibelungen oft gedacht wird, so 
hat sie auch die Heldengestalt Karls d. Gr. an mehr als einem Orte ver- 
herrlicht: in Aachen, in Köln, in Frankfurt, Rüdesheim u. f. w. Wem 
wäre ferner die Sage vom Mäusethurm bei Bingen unbekannt; wer kennte 
nicht, wenn auch nur aus Heine's reizendem Gedichte, die Sage vom 
Loreleyfels bei Kaub? 
Denkmale aus der Zeit der Römer führt uns der Rhein ebenfalls 
in reichem Maaße zu. Noch jetzt werden alljährlich an seinem Ufer aus
	        
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