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Anhang.
Händen gar seltsame Pflanzen; für die grub er mü den Fingern
Löcher in die Erde und senkte sie mit ihren Wurzeln in dieselben
hinein. Da wuchsen sie denn, und aus ihren Friichten preßte er den
köstlichsten Wein. Und die Leute sahen mit Staunen und Furcht das
Gebaren des fremden Mannes. Von Zeit zu Zeit aber verließ der
Alte den Berg, und sein Knabe blieb allein zurück. Dem nlachte es
Freude, Felsstücke zusammenzuklauben oder vom Berge loszureißen und
die Halde hinabkollern zu lassen, daß sie in den Neckar fielen, das hoch¬
aufspritzende Wasser stauten und den Schiffern, die abwärts fuhren,
den Talweg sperrten; so sieht man sie noch heutzutage im Neckar liegen.
Und wenn der Alte zurückkehrte und das sah, so hatte er mächtige
Freude an dem Zeitvertreib des Buben.
Als er aber einmal wieder zurückkehrte, fragte der junge Riese,
von wannen er käme, und wohin er jedesmal zöge, wenn er den Berg
verlasse. Da sagte der Alte, es mache ihm große Lust, hinauszuziehen
zu den Städten der Menschen, ihnen Krieg anzukünden und ihre Mauern
niederzureißen. Da sagte des Riesen Sohn zum Vater: „Nimm mich
mit, wenn du das nächste Mal ausziehest, daß ich auch mit so fröhlichem
Gesicht wie du von dem Strauße wiederkehren möge!" Der alte Riese
aber sagte: „Ich muß zuerst deine Kraft erproben, ob sie zu solchem
Unternehmen ausreicht; sieh, ich will dir dessen eine Aufgabe geben."
Und riß einen gewaltigen Stein vorn Berge los und schwang ihn in
den Händen und schleuderte ihn hinüber weit über den Neckar, daß
er, den Wald zermalmend, sich tief in die Erde eingrub.
Als aber der junge Riese dieses sah, da freute er sich baß, riß
mit den Händen einen noch viel größeren Felsblock vom Berge ab und
schwang ihn gleichfalls und schleuderte ihn hoch durch die pfeifende
Luft, daß er mitten auf den anderen fiel und ihn noch tiefer in die
zitternde Erde einschlug. Dem Vater aber graute vor der Kraft des
eigenen Sohnes; er wandte sich um und schritt davon in die Welt
hinaus. Fröhlichen Sinnes aber folgte ihn: der Junge.
Wohin sie gezogen, hat niemand gehört; sie sind nimmer wieder¬
gekehrt. Die Felsen aber, welche sie herübergeschleudert, heißen von
der Zeit an bis auf den heutigen Tag der Riesenstein.
\5. Friedrich der Siegreiche und die Schlacht bei Seckenheim.
Nach Karl Bartsch. In der Festchronik der V. Säkularfeter der Universität Heidelberg.
Die Schlacht bei Seckenheim bezeichnet einen der ruhmvollsten
Tage der Pfalz und hat ihren Sieger lange Zeit durch Lieder auf
die Schlacht im Gedächtnis der Pfälzer erhalten. Friedrich, der nach