280 Deutsche Sagen.
mütiger Aufopferung mitteilt, schließt sein Gedicht
mit den Worten:
Der große Korporal war Spohn,
War größer als Napoleon.
170. Die Schwanenkirche auf dem Maifelde.
Von Garden aus führt eine steile Straße vom Mosel¬
tale das Maifeld hinauf zur Schwanenkirche, einem ein¬
sam gelegenen Kirchlein in reinstem frühgotischem Stile.
Lange Zeit traurig verfallen, ist das Gotteshaus jetzt
wieder völlig hergestellt und bildet eine Zierde der
ganzen Gegend. Statt eines Hahnes zeigt die Turm¬
spitze einen Schwan. Das Kirchlein ist zur Zeit der
Kreuzzüge als Gelöbniskirche errichtet. Folgende merk¬
würdige Sage knüpft sich daran: -
Ein Ritter vom Maifeld war in den Kreuzzügen ge¬
fangen worden und saß jahrelang in finsterem Turme.
Seine Sehnsucht nach der Heimat ward stärker und
stärker, und als er eines Abends inbrünstig zu Maria ge¬
betet hatte, sie möge ihn doch seiner Ketten entledigen,
da träumte er, es käme ein Schwan durch die Kerker¬
mauer geschritten und böte ihm den Rücken dar, er
schwänge sich auf, und alsbald breite der Schwan seine
Flügel aus und flöge mit ihm ans Meer, dann über Meer
und Land und Wälder und Heide, und endlich senke er
die Schwingen, lasse sich nieder, schüttle seine Last ab
und entschwebe wiederum gen Himmel. Da erwachte
der Ritter und seufzte, daß ein Traum ihm so schöne
Bilder vorgegaukelt hätte. Aber wie er die Augen rieb,
lag er zwar auch auf rauher Erde, aber die Gegend um¬
her war ihm wohlbekannt, denn es war das Maifeld und
war seine Heimat.
Der Ritter aber baute an der Stelle, wo der Schwan
ihn niedergesetzt, zu Ehren Marias diese Kirche und
nannte sie Schwanenkirche.