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rechtigkeit, Halle gestritten wider den Trotz der Städte, den Übermut
der Fürsten, die Amnaßung und Herrschsucht des Papstes, und hatte
viele und schwere Wandlungen erlebt. Nun dachte er daran, wie
er das Geschick des Reiches und seines Hauses auf die Zukunft
sichere. Darum verheiratete er seinen ältesten Sohn Heinrich, der
auch ein tapferer und kühner Mann war und ihm dereinst im Reiche
folgen sollte, mit der Tochter eines Königs von Neapel, damit
Heinrich auch König von Neapel würde.
Um diese Zeit aber ging abermals der Ruf des Kreuzes durch
Europa. Denn es kam die Schreckenskunde, daß Saladin, der Sultan
von Ägypten, die Christen zu Jerusalem geschlagen und die Stadt
wieder gewonnen habe. So war achtundachtzig Jahre nach Gottfried
von Bouillon das heilige Grab wieder eine Beute der Ungläubigen
geworden. Da erinnerte sich Friedrich seiner Jugend, wie er vor
Damaskus gekämpft und zu Jerusalem im Tempel gebetet habe;
wie nun nach so langen Jahren, da er ein Greis sei, und ein Kaiser
an Ruhm und Ehren reich, derselbe Ruf zu ihm komme, wieder nach
dem gelobten Lande zu ziehen, und alles, was er gethan, durch die
Eroberung des heiligen Grabes herrlich zu vollenden. Weil er nun
im Reiche alles wohl geordnet sah, nahm er auf dem Reichtstage zu
Mainz gegen Ostern des Jahres 1189 das Kreuz. Seinem Beispiele
folgten Herzoge, Grafen und Herrn, Bischöfe und Ritter und un¬
zähliges Volk, die alle in den Kampf ziehen wollten wider die Un¬
gläubigen. Den Kaiser aber begleitete sein Sohn Herzog Friedrich
von Schwaben, und auch die Könige von Frankreich und England
schickten sich an, zur See nach dem Heiligen Lande zu gehen.
Alsbald war ein großes Heer versammelt, und der Kaiser, als
ein kundiger Kriegesfürst, trat an die Spitze und führte es wohl¬
geordnet an der Donau hinab nach Preßburg. Hier aber, in der
Ungarischen Mark, hielt er noch einen glänzenden Reichstag, und
alle Streiter waren um ihn versannnelt. Er ordnete noch einmal
alles an, wie es gehalten werden sollte in seiner Abwesenheit, und
nahm einen letzten, feierlichen Abschied von allen, die zurückblieben,
vornehmlich von seinem Sohne Heinrich, dem er das Reich über¬
tragen hatte. Denn er war dem Greisenalter nahe, und der Weg,
den er ging, weit und mit tausendfacher Gefahr verbunden, und
wohl mochte er es ahnen, daß er das Vaterland und die Seinen
nimmer wiedersehen werde. Aber der frische Jugendmut und die
alte Kraft kehrte ihm wieder, wenn er des Zieles gedachte, das vor
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