Full text: [Teil 4 = 6. und 7. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 4 = 6. und 7. Schuljahr, [Schülerband])

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rechtigkeit, Halle gestritten wider den Trotz der Städte, den Übermut 
der Fürsten, die Amnaßung und Herrschsucht des Papstes, und hatte 
viele und schwere Wandlungen erlebt. Nun dachte er daran, wie 
er das Geschick des Reiches und seines Hauses auf die Zukunft 
sichere. Darum verheiratete er seinen ältesten Sohn Heinrich, der 
auch ein tapferer und kühner Mann war und ihm dereinst im Reiche 
folgen sollte, mit der Tochter eines Königs von Neapel, damit 
Heinrich auch König von Neapel würde. 
Um diese Zeit aber ging abermals der Ruf des Kreuzes durch 
Europa. Denn es kam die Schreckenskunde, daß Saladin, der Sultan 
von Ägypten, die Christen zu Jerusalem geschlagen und die Stadt 
wieder gewonnen habe. So war achtundachtzig Jahre nach Gottfried 
von Bouillon das heilige Grab wieder eine Beute der Ungläubigen 
geworden. Da erinnerte sich Friedrich seiner Jugend, wie er vor 
Damaskus gekämpft und zu Jerusalem im Tempel gebetet habe; 
wie nun nach so langen Jahren, da er ein Greis sei, und ein Kaiser 
an Ruhm und Ehren reich, derselbe Ruf zu ihm komme, wieder nach 
dem gelobten Lande zu ziehen, und alles, was er gethan, durch die 
Eroberung des heiligen Grabes herrlich zu vollenden. Weil er nun 
im Reiche alles wohl geordnet sah, nahm er auf dem Reichtstage zu 
Mainz gegen Ostern des Jahres 1189 das Kreuz. Seinem Beispiele 
folgten Herzoge, Grafen und Herrn, Bischöfe und Ritter und un¬ 
zähliges Volk, die alle in den Kampf ziehen wollten wider die Un¬ 
gläubigen. Den Kaiser aber begleitete sein Sohn Herzog Friedrich 
von Schwaben, und auch die Könige von Frankreich und England 
schickten sich an, zur See nach dem Heiligen Lande zu gehen. 
Alsbald war ein großes Heer versammelt, und der Kaiser, als 
ein kundiger Kriegesfürst, trat an die Spitze und führte es wohl¬ 
geordnet an der Donau hinab nach Preßburg. Hier aber, in der 
Ungarischen Mark, hielt er noch einen glänzenden Reichstag, und 
alle Streiter waren um ihn versannnelt. Er ordnete noch einmal 
alles an, wie es gehalten werden sollte in seiner Abwesenheit, und 
nahm einen letzten, feierlichen Abschied von allen, die zurückblieben, 
vornehmlich von seinem Sohne Heinrich, dem er das Reich über¬ 
tragen hatte. Denn er war dem Greisenalter nahe, und der Weg, 
den er ging, weit und mit tausendfacher Gefahr verbunden, und 
wohl mochte er es ahnen, daß er das Vaterland und die Seinen 
nimmer wiedersehen werde. Aber der frische Jugendmut und die 
alte Kraft kehrte ihm wieder, wenn er des Zieles gedachte, das vor 
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