Sechste Abteiluna
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38. Hütchen.
A. Kopisch, Gesammelte Werke. Bd I 115.
1 Ich bin ein Geist und geh' herum und heiße mit Namen Hütchen;
Wer früh aufsteht und fleißig ist, bekommt von mir ein Gütchen.
Husch, hin und her,
Die Kreuz und Quer!
Die ganze Stadt ist ledern,
Liegt bis ans Ohr in Federn.
2 Doch horch, da klingt pink pank, pink pank bei einem Nagelschmiede,
Und seine Tochter singt dazu aus einem frommen Liede!
Gesegnet seid,
Ihr guten Leut'!
Wie fleißig beide sitzen!
Die Tochter klöpfelt Spitzen.
3 Nun macht der Schmied viel Nägel sich, die Stange nimmt kein Ende.
Die Tochter mißt die Spitzen nach, o Wunder; auch kein Ende!
Seid fröhlich heut,
Ihr guten Leut'!
Die Frühaufs segnet Hütchen
Mit seinem Zauberrütchen.
39. Die wandelnde Glocke.
I. W. v. Goethe, Gedichte. Stuttgart 1868. Bd I 128.
1 Es war ein Kind, das wollte nie
Zur Kirche sich bequemen,
Und Sonntags fand es stets ein Wie,
Den Weg ins Feld zu nehmen.
2 Die Mutter sprach: „Die Glocke tönt,
Und so ist dir's befohlen,
Und hast du dich nicht hingewöhnt,
Sie kommt und wird dich holen."
3 Das Kind. es denkt: „Die Glocke hängt
Da droben auf dem Stuhle."
Schon hat's den Weg ins Feld gelenkt,
Als lief es aus der Schule.
4 „Die Glocke, Glocke tönt nicht mehr,
Die Mutter hat gefackelt."
Doch welch ein Schrecken hinterher!
Die Glocke kommt gewackelt.
5 Sie wackelt schnell, man glaubt es kaum,
Das arme Kind in Schrecken,
Es läuft, es kommt, als wie im Traum;
Die Glocke wird es decken!
6 Doch nimmt es richtig seinen Husch,
Und mit gewandter Schnelle
Eilt es durch Anger, Feld und Busch
Zur Kirche, zur Kapelle.
7 Und jeden Sonn- und Feiertag
Gedenkt es an den Schaden,
Läßt durch den ersten Glockenschlag,
Nicht in Person sich laden.