Deutschlands Lauptstadt. Wie unsere Feuerwehr arbeitet. 277
Jenseits des Tores erstreckt sich eine der berühmtesten Straßen
Europas. Denn wenn Deutschland zur mächtigsten Großmacht unserer
Zeit heranwächst und Berlin sein Kerz ist, so ist die Straße „Llnter
den Linden" wieder das Kerz Berlins. Wohl gibt es längere Straßen
als diese, die nur ein Kilometer lang ist, aber kaum breitere, denn ihre
Breite beträgt sechzig Meter. Zwischen den Fahrdämmen und Bürger¬
steigen, die miteinander abwechseln, bringen vier doppelte Linden-- und
Kastanienreihen einen wohltuenden Gruß der freien Natur mitten in
diese große Steinstadt mit ihren regelmäßigen Straßen und ihren schweren,
grauen, würfelförmigen Käufern.
Kier „Llnter den Linden" liegen die fremden Gesandtschaftsgebäude
und die deutschen Ministerien, weiterhin das Schloß des alten Kaisers
Wilhelm, dessen Zimmer bis heute unbewohnt und unverändert geblieben
sind; an dem Eckfenster des Erdgeschosses pssegte er weißhaarig und
kaum gebeugt zu stehen und auf sein treues Volk herabzublicken. Ist
es gerade Mittagszeit, dann ist das Gedränge der Fußgänger, der
eleganten Wagen und Automobile um so größer. Da kommt unter
munteren Musikklängen die Wachtparade anmarschiert, und Massen Neu¬
gieriger folgen ihr im Takt, so daß der Schutzmann alle Mühe hat,
die Ordnung aufrechtzuerhalten. /Mit der Musik marschieren wir an
der neuen Königlichen Bibliothek vorbei, und Friedrich der Große blickt
von seinem Bronzepferd aus die Kinder der neuen Zeit herab. Kier
ist das Opernhaus, dort die Universität mit ihren zehntausend Studenten
und ihrem Keer von Professoren, und weiterhin das Zeughaus mit
seinen großen Sammlungen aus der Kriegsgeschichte. Wir passieren
die Schloßbrücke, die ihren Bogen über die Spree spannt, und folgen
der Wachtparade in den „Lustgarten". Am Fuß der Statue Friedrich
Wilhelms III. macht der Zug Kalt, und die Volksmasse steht in Kaufen
lauschend umher, denn jetzt folgt zum Ergötzen der Zuhörer ein Musik¬
stück nach dem anderen. Dieses Schauspiel wiederholt sich Tag für Tag./
Llm den „Lustgarten" herum liegt ein ganzes Stadtviertel von
Kunstmuseen und Bildergalerien, außerdem der Dom und das königliche
Schloß. Sehr vornehm sieht es aus, dieses Schloß, aber die Straßen
klemmen es gewaltig ein, und es sehnt sich vergeblich nach Freiheit und
Luft, wie sie Stockholms Königsschloß umweht.
100. Wie unsere Feuerwehr arbeitet.
Von Paul Lindenberg.
Ein Zug der Feuerwehr rasselt durch die Straßen. Wie greifen
die mutigen Pferde aus, als wüßten sie, daß Gefahr droht! Gleich