Die Zerstörung Heidelbergs durch die Franzosen in den Jahren 1689 n. 1693. 9
Umgegend geworden war. Dieser begann schon im Anfang des
Jahres 1689 die Vorbereitungen zur Zerstörung der Stadt. An sämt¬
lichen Festungswerken und an der Neckarbrücke wurden Minen angelegt
und alle Dörfer in der Nachbarschaft angezündet und dem Erdboden
gleichgemacht. Darauf begann die Plünderung des Schlosses: die lange
behüteten Schätze der Schloßkeller, die reichen Vorräte des Zeughauses,
die herrlichen Waffensammlungen der kurfürstlichen Gemächer, kostbare
Urkunden und Akten des Archivs — alles wanderte trotz Kapitulation
über den Rhein! Am 2. März 1689 krönte Melac sein Werk: um
6 Uhr früh ertönten drei Kanonenschüsse; da holte ein Artillerie-
kommissär einige hundert Pechkränze und zündete mit Hilfe voll
Artilleristen das galize Schloß an; bald schlugen überall die Flammen
enlpor; als die Dachstühle einzufallen begannen, zog die Garnison
eiligst den Schloßberg hinab. Jetzt wurden die Minen angezündet;
der dicke Turm uild der Karlsturm wurden bis auf ein Drittel
zerschmettert, die übrigen Türme indessen nur wenig, die Schloßmauern
gar nicht beschädigt.
Gleichzeitig hatte in der Stadt das Zerstörungswerk begonnen.
Die Neckarbrücke wurde gesprengt und die Stadt angezündet. Melac
selbst weidete sich vom Marktplatz aus am Brande der umliegenden
Gebäude. Das Jammern der armen Heidelberger rührte selbst viele
französische Offiziere zu Mitleid und Tränen, so daß dank ihrer
Menschenfreundlichkeit nicht mehr als 30 Häuser dem Elemente zum
Opfer fielen.
Durch alle diese Greuel wurde aber der beabsichtigte Zweck doch
nicht erreicht; denn Mainz fiel in die Hände der Deutschen, und diese
besetzten noch 1689 auch Heidelberg und machten es wieder verteidigungs¬
fähig. Vor ihrem Rückzug ins Elsaß vernichteten aber die Franzosen
alle in der Umgegend Heidelbergs noch übriggebliebenen Ortschaften,
und von Bruchsal bis Straßburg fielen sämtliche Städte und Dörfer
der Rheinebene ohne Ausnahme der Vernichtung durch Feuer anheim.
In den nächsten Jahren hielten sich die Franzosen am Rhein meist
in der Defensive. Doch war Heidelberg von Philippsburg aus, das
die Feinde besetzt hielten, stets bedroht. Da lief im Mai des Jahres
1693 zum großen Schrecken der Heidelberger in der Stadt die Meldung
ein, die Franzosen bereiteten in Landau euren neuen Angriff auf die
pfälzische Residenz vor. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, der
Türkenlouis, der vom Kaiser an die Spitze der Reichsarmee gestellt
worden rvar, versprach rechtzeitige Verstärkung der aus 1100 Mann
bestehenden Besatzung und erteilte dem Kommarrdanten von Heders-
dorf den gemesienerr Befehl, unter allen Umständen sich bis aufs äußerste
zu verteidigen und ja keine Kapitulation abzuschließen. Auf die