Metadata: Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte

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Kronprinz Albert deckte mit seinen treuen Sachsen deren Rückzug und ver¬ 
hütete so ihre völlige Vernichtung. Die Preußen drangen immer weiter 
vor und standen schon nahe bei Wien; da schloß der Kaiser von Öfter-reich 
mit Preußen zu Prag Frieden. Österreich bezahlte 60 Millionen Mark 
Kriegskosten und trat aus dem deutschen Staatenbunde aus; Italien aber 
erhielt Venezien, obwohl es von Österreich zu Wasser und zu Lande besiegt 
worden war (Lissa, Kustoza). 
3. Preußens Vergrößerung und Deutschlands Neugestaltung. Auch 
die andern Staaten, die mit Österreich verbündet gewesen waren, wurden 
besiegt und mußten mit Preußen Frieden schließen. Preußen nahm Schleswig- 
Holstein, Hannover, Hessen-Nassau und Frankfurt a. M. Der alte deutsche 
Bund wurde ausgelöst und ein neuer gegründet; er umfaßte die norddeutschen 
Staaten und hieß darum der Norddeutsche Bund. Ihm mußte auch Sachsen 
beitreten. König Johann sagte: „Mit derselben Treue, mit der ich zu dem 
alten Bunde gestanden bin, werde ich auch an der neuen Verbindung halten." 
Dies Versprechen hat er getreulich gehalten. Der Norddeutsche Bund hatte 
ein einiges Heerwesen, dem Preußens König als Oberbefehlshaber vorstand. 
Die allgemeine Wehrpflicht wurde nun auch in Sachsen eingeführt und das 
Loskaufen abgeschafft. Auch die Post, die Telegraphie, die Handels-, Zoll- 
und Rechtsgesetzgebung waren Bundessache. . 
Die süddeutschen Staaten schlossen mit dem Norddeutschen Bunde einen 
Zollverein und später ein Schutz- und Trutzbündnis gegen auswärtige Feinde. 
So war Deutschlands völlige Einigung genügend vorbereitet. 
Der Deutlch-Franzöfilcfie Krieg (1870—1871). 
1. Veranlassung. Früher hatte sich der französische Kaiser Napoleon III. 
über Preußens Emporkommen gefreut; nach der Schlacht von Königgrätz 
aber verlangte Frankreich Rache für Sadotpa, für den Sieg ber Preußen 
bei Königgrätz, denn das ehrgeizige Volk mochte einem fremden Volke nicht 
größern Kriegsruhm gönnen und wollte vor allem die Einigung Deutsch¬ 
lands nicht zulassen. Napoleon III. suchte nun nach einem Kriegsvorwande, 
um das unzufriedene Volk zu beruhigen. Schon 1867 wäre wegen Luxem¬ 
burgs, worin Preußen eine Besatzung unterhielt, der Krieg beinahe ent¬ 
brannt, aber Bismarck gab nach und zog diese zurück. Da wurde in Spanien 
die Königin Jsabella vertrieben. Die Spanier wählten hierauf den Erb¬ 
prinzen von Hohenzollern-Sigmaringen zum König. Dies wollten die 
Franzosen nicht dulden und verlangten von König Wilhelm, der gerade in 
Ems zur Kur weilte, er sollte dem Erbprinzen verbieten, die spanische 
Krone anzunehmen. Der Erbprinz hatte sie aber schon aus eigenem An¬ 
triebe zurückgewiesen. Aber trotzdem verlangte Napoleon, König Wilhelm 
sollte schriftlich erklären, daß niemals mit seiner Einwilligung ein hohen- 
zollerischer Prinz König von Spanien werden dürfe. Dies beleidigende 
Ansinnen wies Wilhelm zurück, worauf Napoleon am 19. Juli 1870 an 
Preußen den Krieg erklärte. 
2. Deutschlands einmütige Erhebung. Napoleon hatte gehofft, die süd¬ 
deutschen Staaten würden, wie im Jahre 1866, Preußen im Stiche lassen: 
aber darin hatte er sich vollständig geirrt. Der Unwille über die französische
	        
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