fullscreen: (Für das 2. und 3. Schuljahr) (Teil 1)

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Spitz und Pudel. 
„Du bist böse," antwortete der Spitz, „und mit den Bösen 
soll man keine Gemeinschaft halten.“ 
„Ich böse?“ erwiderte der Pudel; „ei, warum nicht gar! 
Ich will mir ja nur eine Lust machen.“ 
„Das ist eine schlechte Lust, wenn du die Leute aus dem 
Schlafe aufschrecken willst,“ antwortete Spitz. „Man muß sich 
keine Lust machen, die andern schadet, und wobei man seine 
Schuldigkeit vergißt. Du willst Haus und Hof verlassen, die 
du bewachen sollst, und wofür der Herr dich ernährt, bloß 
um dir eine Lust zu machen. Nimm dich in acht, daß sie dir 
nicht das Fell ausklopfen.“ 
Pudel brummte ein wenig in sich hinein, aber er legte 
sich doch in seine Hütte und lief nicht umher. 
3. „Wir könnten uns jeder eine Wurst holen,“ sagte am 
folgenden Tage Pudel zu Spitz. 
„Liegt denn die Straße voller Würste?“ fragte Spitz. 
„Behüte!“ antwortete Pudel; „aber in Schlächters Hause 
auf dem Tische im Hausflure liegen sie. Wir passen die Zeit 
ab, wo der Schlächter nicht gleich da ist; dann klink’ ich die 
Haustür auf, — denn das habe ich gelernt; — jeder nimmt 
sich eine Wurst, und dann, heidi! fort damit.“ 
„Eine Wurst hätt’ ich auch wohl gern,“ sagte Spitz; „aber 
mit Spitzbubenkünsten mag ich sie doch nicht erwerben.“ 
Auf einmal heißt es: „Pudel ist totgeschlagen!“ Das machte, 
er hatte dem Schlächter von Zeit zu Zeit eine Wurst weg¬ 
geholt. Da hat der Schlächter eines Tages im Verstecke auf¬ 
gepaßt. Pudel ist gekommen, hat die Tür aufgeklinkt und eine 
Wurst genommen. Darauf ist der Schlächter herzugesprungen 
und hat den Pudel mit dem großen Fleischbeile erschlagen. 
Pudel war erschlagen und also tot; aber Spitzchen lebte noch 
lange und war seinem Herrn sehr wert. 
Das macht: „Ehrlich währt am längsten, aber das Böse 
nimmt nimmer ein gutes Ende.“
	        
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