Full text: (Für Sexta) (Abth. 1, [Schülerband])

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A Erzühlende Prosa UI. Marchen. 
ihnen, daß seine Stiefmutter es hätte umhringen lassen wollen, der Jäger 
hätte ihm aber das Leben geschenkt, und da dare es gelaufen den ganzen 
Tag, bis es endlich ihr Haͤuschen gefunden hätte. Die Zwerge sprachen; 
„Willst du unsern Haushalt versehen. kochen, betten, waschen, nähen und 
stricken, und willst du Alles ordentlich und reinlich halten, so kannst du 
bei uns bleiben, und es soll dir an nichts fehlen.“ —„Ja,“ sagte Snee— 
wittchen, von Herzen gern,“ und blieb bei ihnen. Es hielt ihnen das 
dn in Ordnung; moͤrgens gingen sie in die Berge und suchten Erz und 
old, abends kamen sie wieder, da mußte ihr Essen bereit sein. Den 
Tag über war das Mädchen allein, da warntͤn die guten Zwerglein 
und sprachen: Hüte dich vor deiner Stiefmutter, die wird bald wissen, 
daß du hier bist; laß ja Niemand herein 
Die Königin aber, nachdem sie Sneewittchens Lunge und Leber glaubte 
gegessen zu haben, dachte nicht anders, als sie wäre wieder di⸗ Erste und 
Allerschönste, trat vor ihren Spiegel und sprach: 
Spieglein, Spieglein an der Wand, 
Wer 4 die Schbnste im ganzen Land ? 
Da antwortete 
der Spiegel: 
Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, 
Mer en über den Bergen 
Bei den sieben Zwergen 
Ist noch tansendmal schöner als Ihr.“ 
Da erschrak sie, denn sie wußte, daß der Spiegel keine Unwahrheit 
sprach, und merkte, daß der Jäger sie betrogen hatte und Sneewiltchen 
noch am Leben war. Und da sann und sann sie aufs neue, wie sie es um 
bringen wollte; denn so lange sie nicht die Schönste war im ganzen Land, 
ließ ihr der Neid keine Ruhe ünd als sie sich endlich etwas ausgedacht 
hatte, färbte sie sich das Geficht und kleidete sich wie eine alte Kraͤmerin 
und war ganz unkenntlich. In dieser Gestalt ging sie über die sieben 
Berge zu den sieben Zwergen, klopfle an di⸗ Thur und rief: „Schon⸗ 
Waare feill feil!* Sneewitchen guckte zum Fenster heraus und lief 
Guten Tag, liebe Frau, was habt Ihr au verkaufen ?“ —,Gule Waare, 
schöne Waare,“ ankwortete sie, Schnürriemen von allen Farben,“ und 
holte einen hervor, der aus bunter Seide geflochten war. Die ehrliche 
Frau kann ich hereinlassen, dachte Sneewiltchen, riegelte die Thür auf 
und kaufte sich den hübschen Schnürriemen. Kind,“ sprach die Alle, wie 
du aussiehst! Komm, ich will dich einmal ordentlich schnüren.“ Snee 
wittchen hatte kein Arg, stellte sich vor sie und ließ sich mit dem neuen 
Schnürriemen schnüren; aber die Alle shnürte gefdwind und schnürte so 
fest, daß dem Sneewittchen der Ahem verging und es für todt hinfiel. 
„Nun bist du die Schönste gewesen,“ sprach sie und eilte hinaus 
Vicht lange darauf, zur Abendzeit, lamen die fieben Zwerge nach Haus; 
aber wie erschraken sie, als fie ihr liebes Sneewittchen auf der Erde legen 
sahen, und es regte und bewegte sich nicht, als wäre es todt! Sie hoben 
e in die Höhe, und weil sie sahen, daß e zu fest geschnürt war, schnitten 
sie den Schnürriemen entzwei, da fing es an ein wenig zu athmen und 
vad und nach wieder lebendige Als vie Zwerge hoͤrten, was ge⸗ 
schehen war sprachen sie Die alte Krämerfrau war Niemand als die
	        
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