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A. Erzählende Prosa. I. Erzählungen.
scharren? wenn es draußen regnet. Und während er dies dachte, klopfte
er mit seinem Hämmerlein auf dem einen schnurgeraden Kohlenstrich sanft
auf und ab. Denn er f-reute sich über den hellen Klang der Platte. Aber
auf einmal wurden die hellen Töne dumpf und immer dumpfer wie bei
einer zersprungenen Glocke und zuletzt sprang die Tafel gerade in der
Richtung des Kohlenstriches mitten entzwei. Ist es da so gegangen, dachte
nun Benedikt, so kann es auf den übrigen drei Seiten ebenso gehen, und
hämmerte auch auf dem zweiten Kohlenstrich eine Weile vorwärts und rück¬
wärts. Sein Schluß war richtig. Nachdem er noch einige Minuten so
fortgeklopft hatte, lag eine vollkommen viereckige Platte auf seinen Knieen.
Eine zweite gelang nicht minder, und so fort. Früher schon hatte er
manchmal zwei Schiefertrümmer an einander gerieben, um sie zu polieren,
und gefunden, daß er damit am schnellsten zu Stande kam, wenn er von
dem Sande, mit dem seine Mutter handelte, dazwischen that und Wasser
dazu nahm. Diese frühere Erfindung wandte er nun auf seine Pflaster¬
steine an und gewann so einige sehr schöne Platten.
Indes trieb er dies Alles als eine bloße Spielerei und sagte davon
Niemand etwas, selbst seiner Mutter nicht. Seine schönsten Tafeln ver¬
barg er da und dort unter einem Busch, wie etwa ein Hirtenknabe an der
Donau schöne Kiesel, die er in ihrem Bette findet, in einem hohlen Wei¬
denstamm aufhebt. Eines Abends aber, als er eingetrieben hatte und
seiner Mutter gegenüber an der Suppenschüssel saß, erzählte sie ihm, daß
sie mit Sand in Eichstädt gewesen und dort dem Bischof so nahe gekommen
sei, daß sie jedes seiner Worte verstanden habe. „Was sagte er denn?“
fragte Benedikt. „Er stand," antwortete die Witwe, „mitten unter den
Domherren in der neuen Kirche, die er hat bauen lassen, und berath¬
schlagte mit ihnen, mit was für Steinen der Fußboden belegt werden dürfte.
Der Eine rieth dies und der Andere das, bis der hochwürdige Herr der
Unterredung damit ein Ende machte, daß er sagte: „Nun, morgen um die
elfte Stunde haben wir die fremden Steinmetzen hierher bestellt und wollen
die Proben beschauen, die sie von allerlei Sand- und Marmelsteinen bei sich
haben. Aber wir fürchten, ein solches Pflaster möchte für unsern bischöf¬
lichen Beutel zu theuer kommen. Wir werden uns wohl die Backsteine
gefallen lassen müssen, die am wohlfeilsten sind." — „So, so!“ versetzte
Benedikt, warf seinen Löffel von Horn in die Tischlade, wünschte seiner
Mutter eine gute Nacht und ging unter das Dach hinauf in seine Schlafstätte.
Das Sandweib hatte übrigens den Fürstbischof ganz recht verstanden.
Schon bald nach der zehnten Stunde des Morgens versammelten sich in
der neuen Kirche zu Eichstädt, in der von der Hand des Maurermeisters
nichts mehr fehlte als das Pflaster, etliche Steinmetzen, die der Bischof
aus Tyrol, dem Fichtelgebirge und dem Nheingau auf seine Kosten berufen
hatte. Die Steinproben trugen ihnen ihre Gesellen in kleinen hölzernen
Kasten nach und stellten sie neben einander auf eine lange Tafel. Darauf
fanden sich nach und nach mehrere Grafen und Herren aus der Nachbar¬
schaft ein, die schon reichlich zu dem Kirchenbau beigesteuert hatten und nun
auch noch bei dem Pflaster ein Uebriges thun sollten. Endlich erschien
auch der Fürstbischof mit seiner ganzen Klerisei und seinen weltlichen
Beamten hinter sich, und als Alle beisammen waren, schien es fast, als