Full text: [Bd. 1, [Schülerband]] (Bd. 1, [Schülerband])

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heilt als du, ließ ich sie wissen..“ — UUnd aus dem Kerker nun 
geholt wird ohne Weile Der Pilgersmann, daß er die Königs— 
tochter heile. Und weil der Königssohn war auf der Jagd ge— 
storben, Hat mit der Tochter er das Koͤnigreich erworben. v Die 
Schlange kam herbei und sprach: „an jenem Frechen, *Der dich 
verrathen hat, wie wirst du nun dich rächen?“ — 7 Der frohe 
Pilger sprach: „wie werd' ich ihm es lohnen, *Daß er mir so ver— 
half zu Königsthron und Kronen?“ *Ich räch' es nicht, daß du 
hast meine Braut gestochen, Noch daß der Aff' die Frucht im 
Königspark gebrochen, MNoch daß der Leopard den Königssohn er— 
schlagen; Und nur am Menschen sollt' ich Lust zur Rache tragen? 
8 Die Schlange soll hinfort die Leute nicht mehr stechen, Der 
Affe soll nach Lust im Park sich Früchte brechen, Der Pardel 
soll mir treu als Jagdgehülfe dienen, 8Und der treulose Mann 
15. soll schämen sich vor ihnen.“ 
240. Tod und Leben.“ 
Es gieng ein Mann im Syrerland, ?Führt' ein Kameel am 
Halfterband. »Das Thier mit grimmigen Geberden Urplötzlich 
* Derselbe Stoff ist in dem hier folgenden Gedicht von dem muhameda— 
20. nischen Mystiker Dscheladeddin Rumi der Glaubensglanz), der in Konia 
im Jahr 1252 starb, bearbeitet: 1Ein gutes, schönes Beispiel ist gekommen, 
2Es wird dir, Freund, wenn du es hoͤrest, frommen. 8Hör' die Geschichte, 
sie ist kein Gedicht, 0 Mann der Welt, dem fehlet das Gesicht! dHast du 
gehört, daß man im Syrerland 6Einst führte ein Kameel am Halfterband? 
Vor Unmuth fieng es an voll Zorn zu schnaufen 8Und in die Wüste dann 
hinaus zu laufen; Vnd in der Wüste lief das trunkne Thier 1Auf einen Mann 
los, ihn zu tödten schier. 1Der Mann sah auf dem Wege einen Bronnen, 
Den er als Zufluchtsort für sich gewonnen. 13Sobald als das Kameel zum 
Brunnen kam, uDer Mann hinunter seine Rettung nahm. 15Gar schauer— 
lich wollt es ihm dort bedünken, 16Nur Dornen zu der Rechten und zur Lin— 
ken; NEr klammerte sich fest an mit der Hand, SIndeß sein Fuß in einer 
Spalte stand. 18Auf einmal sah er dorten einen Drachen, ADer gegen ihn 
aufsperrte seinen Rachen, 21Er zeigte ihm ein fürchterlich Gebiß, Und heiß 
ward es dem Manne für gewiß. 28 Von oben das Kameel, der Drach' im 
Bronnen, 24Dem Jüngling war das Blut zu Eis geronnen. Auf einmal 
schaute er ein Mäusepaar, 26 Die eine schwarz, und weiß die andre war, 
ANSieh', es gefiel der schwarzen und der weißen Mit ihrem Zahn die Dor— 
nen zu zerreißen. 29Sie gruben nach und nach die Sträuche aus, 80 Und 
füllten so den Brunn' mit Schutt und Graus. 31Mit vieler Mühe machten 
die zwei Mäuse 2 Dem Drachen einen Weg auf diese Weise; 833Er drängte 
sich durch diesen Schutt und Graus 34Mit vieler Mühe aus dem Brunn' 
heraus. 5Nun war Kameel und Drach' und Mäus' verlaäufen, 86 Und freier 
mochte nun der Jüngling schnaufen. 37Er war gerettet diesmal, wie er sah, 
38Doch trieb ihm nun der Hunger aus ein kaltes Ah! 30Auf einmal sah er, 
daß von einem Zweige MSich Manna suüß gekörnet niederbeuge. 11Vom 
Manna brach er ab ein Stück, nicht faul, Erfrischend sich damit das öde 
Maul, 6Und ob der Süßigkeit von diesem Essen AWar alle Furcht im Augen— 
blick vergessen. Vernimm die Lehr': der Mann bist du, o Freund, 46 Dem 
dauerhaft der Reiz der Welt erscheint. NDu bist der Mann, die Welt des 
Brunnens Tiefen. BWas die vier Thiere so von dannen liefen? E6s stellet 
vor der Drach' im Brunnengrund 0 Der Hölle aufgesperrten Flammenschlund. 
51Und was ist das Kameel, das oben stehet, d2Wohl als der Tod, der aus 
35. 
40. 
45.
	        
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