Full text: [Bd. 1, [Schülerband]] (Bd. 1, [Schülerband])

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Stuhlfeier kommt schon der Storch in seine alte Heimath zurück, 
und ungefähr am 20. März trifft der rothe Faden wieder bei dem 
Crucifix ein. Dies hat noch nie fallirt. 
Hieraus ist zu gleicher Zeit zu erkennen, daß nie auf der 
z. ganzen Erde die näm liche Jahreszeit herrscht. Denn zu gleicher 
Zeit und in gleichem Maße, wie sich die Sonne von unserm 
Scheitelpunkt entfernt, oder wir von der Sonne, kommt sie höher 
über diejenigen zu stehen, welche jenseits des Crucifixes gegen den 
andern Pol hinauswohnen, und uͤmgekehrt ebenso. 
10. Wenn hier die letzten Blumen verwelken, und das Laub von 
den Bäumen fällt, fängt dort alles an zu grünen und zu blühen. 
Wenn wir in unserm Winter die längste Nacht schlafen, schimmert 
dort der längste Sommertag, und der Hausfreund kann sich nicht 
genug über die göttliche Weisheit verwundern, die mit einer Sonne 
15. auf der ganzen Erde ausreicht, und in die winterlichsten Land— 
schaften noch einen lustigen Frühling und eine fröhliche Ernte 
bringen kann. 
So viel für diesmal von der Erde. Gleichwohl, wenn ein 
Mensch von derselben sich aufheben und in gerader Linie langsam 
20. oder geschwind zum Abendstern aufsteigen könnte, der unter allen 
Sternen der nächste ist, so würde er noch merkwürdige Dinge sehen. 
Der Stern würde vor seinen Augen immer größer werden, zuerst 
wie der Mond, bald darauf wie ein großes Rad, zuletzt wie eine 
unübersehbare Kugel oder Fläche. Sein Licht würde ihm immer 
milder erscheinen, weil es sich immer über eine größere Fläche ver— 
breitete, ja er würde in einer gewissen Entfernung dävon schon 
Berge und Thäler entdecken, und allerlei, und zuletzt auf einer 
neuen Erde landen. Aber in der nämlichen Proportion müßte unter 
ihm die Erde immer kleiner werden, und glänzender ihr Licht, weil 
30. es sich auf einen kleinen Raum zusammendrängt. In einer gewissen 
Entfernung hätte sie für ihn noch den Umfang wie ein großes Rad, 
hernach wie eine Schützenscheibe, hernach wie der Mond, und end— 
lich wenn er gelandet wäre, würde er sie weit draußen am Himmel 
als einen lieblichen Stern unter den andern erblicken, und mit 
ihnen auf und untergehen sehen. „Sieh dort,“ würde er zu seinem 
ersten Bekannten sagen, mit dem er bekannt wird, „sfieh jenen 
lieblichen Stern, dort bin ich daheim, und mein Vater und meine 
Mutter leben auch noch dort. Die Mutter ist eine geborne so und 
so.“ Es müßte ein wundersames Vergnügen sein, die Erde unter 
40. den Sternen des Himmels und ganz als ihres Gleichen wandeln 
zu sehen, und der Hausfreund hat dem geneigten Leser diese Freude 
in dem Artikel von den Planeten zugedacht. 
25. 
247. Der Mond. 
Der geneigte Leser wird nun recht begierig sein auch etwas 
46. Neues von dem Monde zu erfahren, der ihm des Nachts so oft aus 
der Stadt nach Hause leuchtet, oder aus dem Wirthshaus.
	        
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