Full text: Für die unteren Klassen (Bd. 1, [Schülerband])

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Schoß von Frankreichs Erde, sie sind im Frieden voneinander geschieden, 
sind einander noch froh geworden in dieser Welt. 
Drüben in Westfalen weint das eine Mutterherz und in der Mark 
das andere; sie haben beide vom Scheiden ihrer Kinder gehört, haben 
ihre letzten Worte vernommen und wissen: Sie sind nun droben bei¬ 
einander, Leutnant und Rekrut, und haben's beide recht gemacht! 
10. Kaiser Wilhelm und sein Kammerdiener. 
(Boeffer und Lindner.) 
Kaiser Wilhelm I. litt einst, als er schon hochbetagt war, an 
einer starken Erkältung. Fürsorglich hatte sein Leibarzt außer einer 
lindernden Arznei noch einen Tee verschrieben, welcher in der Nacht 
jeden Hustenreiz beschwichtigen sollte. Der Kammerdiener war von 
ihm genau angewiesen, wieviel des Getränks dem Patienten bei jedem 
neuen Hustenanfall gewärmt und dann gereicht werden sollte. 
Als der Leibarzt seinen Morgenbesuch machte, berichtete ihm 
schon im Vorzimmer der alte, treue Kammerdiener voller Freude: 
„Seine Majestät haben eine ruhige Nacht gehabt." Befriedigt trat 
der Arzt in das Schlafzimmer des Kaisers; aber ein Blick auf dessen 
müde Züge und ein zweiter auf die geleerte Teekanne brachten ihm 
Zweifel, ob es mit der eben gehörten Kunde auch seine Richtigkeit habe. 
Jedoch der Kaiser selbst beantwortete die unausgesprochene Frage, 
indem er sagte: „Ich habe viel gehustet und wenig geschlafen," — 
und dem Blick des Arztes folgend, fügte er hinzu: „Ich habe mehrere- 
mal den Tee genommen, aber ich mochte nicht klingeln; der alte Mann 
muß doch auch seine Ruhe haben. So habe ich mir den Trank selbst 
auf der Spirituslampe gewärmt." War je ein Herr rücksichtsvoller 
gegen seinen Diener? 
Das war derselbe alte Kammerdiener, der einst sagte: „Ich bin 
nun 40 Jahre bei meinem kaiserlichen Herrn, und noch soll ich den 
ersten Befehl, geschweige denn ein böses Wort hören. Bei Seiner 
Majestät heißt es immer: ,Jch bitte' und ,Jch danke', nie anders." 
83. Aus dem Leben Kaiser Friedrichs HI. als Kronprinz. 
1. Kronprinz Friedrich Wilhelm in Karlsbad. 
(Nach Wilhelm Petsch, Unser Fritz.) 
Es war im Juli des Jahres 1865. Auf der Promenade des 
weltberühmten Bades zu Karlsbad in Böhmen spazierten die Bade¬ 
gäste, die sich hier Genesung trinken wollten, auf und ab und lauschten 
auf die Musik, die fröhlich vom Kurhause herüberschallte. Unter den
	        
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