Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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V. Waturgeschichtkiche Wilder. 
134. Der Löwe. 
Schon von alters her gilt der Löwe als König der Tiere. Von seiner 
Kühnheit, seiner Kraft, Großmut und natürlichen Würde gibt es unzählige 
Beweise. Der große Kopf mit der reichen Mähne, die ihn vom Hinterhaupte 
bis zur Schulter umwallt, die breite Brüll voll Muskelkraft, die starken 
Beine mit den gewaltigen Tatzen und der stolz geschwungene Schwanz mit der 
großen Haarquaste, dazu noch der stolze Blick seines Auges, das den Gegner 
siegesbewußt überschaut, — alles das gibt dem männlichen Löwen das Ge¬ 
präge des Reckenhaften und Edlen. 
Und doch ist der Löwe trotz allem eine Katze. Das sagt uns schon der 
Vau seiner Gliedmaßen. Leicht und lautlos ist sein Gang, da er nur mit 
den weichgepolsterten Zehen den Boden berührt. Die starken Krallen sind in 
der Ruhe aufwärts gerichtet und in Scheiden verwahrt; erst im Zorne zeigt 
der Löwe diese furchtbare Waffe, welche er nach unten streckt, um sie seinem 
Opfer in das Fleisch zu schlagen. Auch der geschmeidige, zierliche Hinterleib 
ist katzenartig; nicht minder die rauhe Zunge, welche mit rückwärts gerich¬ 
teten Stacheln besetzt ist, und der Bau des Gebisses. Wie bei allen Fleisch¬ 
fressern befinden sich in den Kiefern oben und unten sechs scharfe Schneidezähne, 
neben ihnen starke, kegelförmige Eckzähne und dann weiter, genau wie bei 
der Hauskatze, oben vier und unten drei scharfzackige Backenzähne. Ein kurzer 
Kopf mit abgerundeter Schnauze, aufrecht stehenden, spitzen Ohren und 
bärtiger Lippe vollendet das Bild des Katzengeschlechts. 
Dem Löwen gegenüber ist die Löwin etwas im Nachteil. Die Mähne, 
das Zeichen der Kraft, fehlt ihr; die kurzen, spitzen Ohren treten deshalb 
katzenhafter aus dem Kopfe hervor. Die Brust verläuft schmaler in den 
Hinterkörper; der ganze Rumpf ist schlanker, schwächlicher, um ein volles 
Drittel kleiner. 
Das Reich des Löwen ist die Wüste. Aber nicht das weite Sandmeer ist 
seine Wohnstätte, sondern die Oasen, Thäler, Hügel und Büsche in der 
Wüste wählt er zu feigem Aufenthalt. Wo das Thermometer nicht unter 
-i- 10° herabsinkt, da gedeiht der Löwe am besten. Darum ist Afrika, beson-
	        
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