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sie besser auf dem Wasser liegen. Bei den Sumpfvögeln sind die Federn
gleichsam aufgeschürzt oder reichen nur bis auf die Mitte der Lenden, damit
sie in den Morästen und auf überschwemmten Plätzen nicht beschmutzt wer¬
den. Dank ihrem von der Seite zusammengedrückten Körper schlüpfen die
Sumpfvögel auch leichter durch Rohr und Schilf. Bei einigen Vögeln
endlich sitzen die Füße ganz nach hinten, außerhalb des Gleichgewichtes: sie
können daher nicht gut gehen, allein desto besser schwimmen und tauchen.
Die Zahl und Lage der Zehen ist sehr verschieden. Die meisten Vögel
haben vier Zehen, von denen meistens drei nach vorn und eine nach hinten,
selten zwei nach vorn und zwei nach hinten gekehrt sind. Wenige Vögel haben
nur drei Zehen oder gar nur zwei wie der Strauß. Selten ist der Zeigefinger
stark verlängert wie bei den Lerchen. Jede Zehe ist mit einem richtigen Nagel
bekleidet; bei den Raubvögeln ist dieser stärker, spitzer und mehr gebogen,
damit sie ihre Beute sicherer halten und leichter zerreißen können.
144. Die Tulpe.
Die Tulpe stammt aus dem Morgenlande. Von der Türkei
aus wurde sie um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts als
Seltenheit in Europa eingeführt. Namentlich in Holland war sie
eine Zeitlang so geschätzt, dass man für eine einzige Tulpen¬
zwiebel bis zu 20 000 Mark zahlte. Heute steht die Tulpe nicht
mehr so hoch im Preise; aber sie ist auf den Frühlingsbeeten
unserer Gärten immer noch gern gesehen.
Der unterirdische Teil der Tulpe ist eine Zwiebel, ähnlich
unserer Küchenzwiebel. Durchschneiden wir eine solche, so
sehen wir in ihrem Grunde eine kleine Scheibe; das ist der
eigentliche Stock der Tulpe, an ihm sitzen wie an jedem andern
Blumenstock Blätter. Die Blätter der Zwiebel sind jedoch nicht
flach ausgebreitet wie andere Blätter, sie umhüllen vielmehr
vollständig die Zwiebelscheibe. Auch sind sie nicht grün, sondern
weiss und fleischig; nur das äusserste gleicht einem dünnen
Häutchen von kastanienbrauner Farbe. Aus der Zwiebelscheibe
wächst abwärts ein Büschel dünner Wurzelfasern hervor; nach
oben entspringt aus ihr der aufstrebende Stengel. Er trägt nur
vereinzelte Blätter ohne Stiel, die ihn mit breitem Grunde
scheidenartig umgeben. — Auf der Spitze des Stengels steht
eine einzige rote oder gelbe Blüte, so gross wie ein Hühnerei.
Wie oft schon hat sie uns durch ihre Farbenpracht erfreut!
Wir haben dann auch wohl einmal einen Blick in das Innere
gethan und mit Verwunderung die rätselhaften Gebilde darin