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Schlez. Schmid.
Wohnorte besuchen wollte. Die weitere Bekanntschaft wurde
gesucht und gemacht, und — kurz und gut — Meister Hämmer¬
lein und Käthchen wurden ein glückliches Paar. Der Pfarrer
des Orts, der die Veranlassung zu der Heirat erfuhr, hielt ihnen
eine Hochzeitspredigt über die Geschichte von Elieser und Rebekka
und lobte den Bräutigam, daß er ein dienstfertiges Gemüt allem
andern Rücksichten vorgezogen hatte.
Nun werdet ihr wohl nicht mehr fragen, ob auch Frau
Hämmerlein mit ihres Mannes gemeinnützigem Sinne zufrieden
war. Wo etwas Gemeinnütziges geschah, und wo einem Menschen
unverhofft und im stillen geholfen wurde, da hieß es: das hat
gewiß Meister Hämmerlein oder seine Käthe gethan!
Christoph von Schund.
*73. Das Wunderkästchen.
Eine Hausfrau hatte in ihrer Haushaltung allerlei Unglücks¬
fälle, und ihr Vermögen nahin jährlich ab. Da ging sie in den
Wald zu einem alten Einsiedler, erzählte ihm ihre betrübten Um¬
stände und sagte: „Es geht in meinem Hause einmal nicht mit
rechten Dingen her. Wißt Ihr kein Mittel, dem Übel abzuhelfen?"
Der Einsiedler, ein fröhlicher Greis, hieß sie ein wenig warten,
ging in die Nebenkammer seiner Zelle, brachte über eine Weile
ein kleines, versiegeltes Kästchen und sprach: „Dieses Kästlein müßt
Ihr ein Jahr lang, dreimal bei Tag und dreimal bei Nacht,
in Küche, Keller, Stallungen und allen Winkeln des Hauses
herum tragen, so wird es besser gehen. Bringt mir aber übers
Jahr das Kästlein wieder zurück!" Die gute Hausmutter setzte
in das Kästlein ein großes Vertrauen unb trug es fleißig umher.
Als sie den nächsten Tag in den Keller ging, wollte der Knecht
eben einen Krug Bier heimlich herauftragen. Als sie noch spät
bei Nacht in die Küche kam, hatten die Mägde sich einen Eier¬
kuchen gemacht. Als sie die Stallungen durchwanderte, standen
die Kühe tief im Kot, und die Pferde hatten anstatt des Hafers-
nur Heu und waren nicht gestriegelt. So hatte sie alle Tage