Full text: Ein Lesebuch für die 6. und 5. Klasse höherer Mädchenschulen (Teil 2, [Schülerband])

118 [II] 
Schlez. Schmid. 
Wohnorte besuchen wollte. Die weitere Bekanntschaft wurde 
gesucht und gemacht, und — kurz und gut — Meister Hämmer¬ 
lein und Käthchen wurden ein glückliches Paar. Der Pfarrer 
des Orts, der die Veranlassung zu der Heirat erfuhr, hielt ihnen 
eine Hochzeitspredigt über die Geschichte von Elieser und Rebekka 
und lobte den Bräutigam, daß er ein dienstfertiges Gemüt allem 
andern Rücksichten vorgezogen hatte. 
Nun werdet ihr wohl nicht mehr fragen, ob auch Frau 
Hämmerlein mit ihres Mannes gemeinnützigem Sinne zufrieden 
war. Wo etwas Gemeinnütziges geschah, und wo einem Menschen 
unverhofft und im stillen geholfen wurde, da hieß es: das hat 
gewiß Meister Hämmerlein oder seine Käthe gethan! 
Christoph von Schund. 
*73. Das Wunderkästchen. 
Eine Hausfrau hatte in ihrer Haushaltung allerlei Unglücks¬ 
fälle, und ihr Vermögen nahin jährlich ab. Da ging sie in den 
Wald zu einem alten Einsiedler, erzählte ihm ihre betrübten Um¬ 
stände und sagte: „Es geht in meinem Hause einmal nicht mit 
rechten Dingen her. Wißt Ihr kein Mittel, dem Übel abzuhelfen?" 
Der Einsiedler, ein fröhlicher Greis, hieß sie ein wenig warten, 
ging in die Nebenkammer seiner Zelle, brachte über eine Weile 
ein kleines, versiegeltes Kästchen und sprach: „Dieses Kästlein müßt 
Ihr ein Jahr lang, dreimal bei Tag und dreimal bei Nacht, 
in Küche, Keller, Stallungen und allen Winkeln des Hauses 
herum tragen, so wird es besser gehen. Bringt mir aber übers 
Jahr das Kästlein wieder zurück!" Die gute Hausmutter setzte 
in das Kästlein ein großes Vertrauen unb trug es fleißig umher. 
Als sie den nächsten Tag in den Keller ging, wollte der Knecht 
eben einen Krug Bier heimlich herauftragen. Als sie noch spät 
bei Nacht in die Küche kam, hatten die Mägde sich einen Eier¬ 
kuchen gemacht. Als sie die Stallungen durchwanderte, standen 
die Kühe tief im Kot, und die Pferde hatten anstatt des Hafers- 
nur Heu und waren nicht gestriegelt. So hatte sie alle Tage
	        
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