Vorwort.
Es wird hier und da die Ansicht vertreten, daß die neuen Lehrplan—
bestimmungen ein Seminarlesebuch grundsätzlich ausschlössen und an dessen
Stelle Schülerausgaben vorschrieben. Die Lehrplanbestimmungen schreiben
jedoch Schülerausgaben nur für die Lektüre größerer Werke vor. Außer—
dem ist ihre Verwendung auch für die Privatlektüre unentbehrlich. Aber
es scheint mir durchaus praktisch, für die übrigen Lesestoffe der Klassenlektüre,
mit Ausnahme der größeren Werke, auch im Seminar ein nach Umfang
und Inhalt für die drei Jahreskurse des Seminars passendes Lesebuch zu
verwenden. Es ist besser, den gesamten Stoff in zwei handlichen Bänden
zusammen zu haben als in etwa 18 einzelnen Bändchen das vorliegende
Lesebuch würde, zerteilt, etwa so viele Schülerausgaben ergeben). Dazu
kommt noch der nicht unbeträchtliche Preisunterschied. Der Einwand, der
zuweilen gegen den Gebrauch eines Seminarlesebuches gemacht wird, es
enthalte in seinem Prosateile fast durchweg Bruchstücke, ist nicht stich—
haltig. Das vorliegende Lesebuch, das nur Abgerundetes, Ganzes
enthält, vermag diesen Einwand völlig zu widerlegen. Es enthält nicht
ein einziges Stück, das nicht in sich geschlossen und abgerundet wäre.
Kürzungen sind in der Weise vorgenommen worden, daß sie nirgends den
Zusammenhang stören.
Das vorliegende Lesebuch ist natürlich in erster Linie für den deutschen
Unterricht des Seminars bestimmt und schließt sich daher genau an die
neuen Lehrplanbestimmungen an. Doch soll es auch über das Seminar
hinaus dem jungen Lehrer eine Anregung und ein Mittel zur Weiterbildung
gewähren und so der Herbartschen Forderung gerecht werden, daß „der Unter—
richt ein dauerndes und von selbst weit umher sich verzweigendes Interesse“
gewähre. Diesem Zwecke dienen außer der genauen Quellenangabe die
Notizen im III. Teile dieses Buches, wo die Hauptwerke der bedeutenderen
Schriftsteller und Dichter angegeben sind, sowie das Verzeichnis empfehlens—
werter Schülerausgaben. Ich glaube, daß insbesondere die nach neuen
Grundsätzen geregelte Vorbereitung auf die II. Lehrerprüfung daraus manchen
Nutzen ziehen wird, da dem jungen Lehrer hiermit ein Wegweiser für seine
Spezialstudien, nicht nur in deutscher Sprache und Literatur, sondern auch
auf anderen Wissensgebieten, gegeben wird.
Da die neuen Bestimmungen einen Leitfaden für den literaturkundlichen
Unterricht ausschließen, so erschien es mir angebracht, jedem Schriftsteller—
1