August von Platin.
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4. Du siehst sie, doch du fliehst vorüber
Im glücklichen, im ernsten Lauf;
Dem frohen Tage folgt ein trüber,
Doch alles wiegt zuletzt sich auf.
5. Und wie der Mond im leichten Schweben
Bald rein und bald in Wolken steht,
So schwinde wechselnd dir das Leben,
Bis es in Wellen untergeht.
1822. Ges. Werke, Bd. I (Lieder und Romanzen), S. 179 f.
125. Der alte Gondolier.
1. Es sonnt sich auf den Stufen
Der seebespülten Schwelle
Ein Greis am Rand der Welle
In weißer Locken Zier:
Und gerne steht dem Fremdling,
Der müßig wandelt, Rede
Auf seiner Fragen jede
Der alte Gondolier.
2. Er spricht: „Ich habe rüstig
Lagun' und Meer befahren;
Doch hab' ich nun seit Jahren
Kein Ruder eingetaucht:
Es hangt die morsche Gondel
An Stricken in der Halle,
Wo alles im Verfalle,
Wo alles ungebraucht.
s Es ist der Herr des Hauses
Rach fernen Himmelsstrichen
Seit langer Zeit entwichen,
Für unsre Bitten taub;
Der Gute zog von hinnen
Am Tag, als Bonaparte
Der Republik Standarte
Ließ werfen in den Staub.
4 Er stand in besten Jahren,
Als er von uns geschieden;
Doch, lebt er noch hienieden,
So ist's ein greiser Mann.
Er sprach: ,Und soll ich dienen,
So sei's in fremden Ländern:
Hier soll mit Ordensbändern
Mich schmücken kein Tyrann!'
5. Wir blieben, ach, und schauten,
Wie Kirchenraub und Schande
Beging die schnöde Bande
Rach schnellgebrochnem Eid!
Wir sahn, wie jene Wilden
Den Bucentaur zerschlugen,
Und unsre Seelen trugen
Ein unerhörtes Leid!
6. Wir sahn den Markuslöwen
Zum fernen Strand entführen,
Wir sahn, wie man mit Schwüren
Und mit Besiegten scherzt!
Wir sahn zerstört von Frevlern,
Was würdig schien der Dauer,
Wir sahn an Turm und Mauer
Die Wappen ausgemerzt.
7 Doch leb' ich und betrachte
Die teure Stadt noch immer,
Erquick' im Morgenschimmer
Die Glieder schwach und alt.
Von meines Herrn Palaste
Vermocht' ich nicht zu weichen;
Auch läßt er gern mir reichen
Den kleinen Unterhalt.
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