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Rudolf Baumbach.
Auf die Blumen, glühend wie Karfunkel,
Starrt sein Auge, und er flüstert schaudernd:
„Triglavrosen! Wehe, Triglavrosen!"
i40 Doch er schüttelt ab die Furcht, die blasse,
Und er folgt des munden Eemsbocks Spuren.
Leicht zu finden sind sie, denn die blut'gen
Triglavrosen zeichnen seine Fährte.
Höher, immer höher führt die rote
i45 Blumenspur, und keuchend folgt der Jäger.
Jetzt betritt sein Futz ein schmales Grasband,
Rechts die Wand, die blaue Luft zur Linken,
Unter ihm die purpurfarbne Tiefe.
Da auf einmal hemmt den Weg ihm drohend
Iso Zlatorog, vom Zauberkraut genesen.
Blitze zucken um den goldnen Hauptschmuck,
Und geblendet steht der Trentajäger.
Kreisend drehen sich um ihn die Felsen,
Kreisend alle schneegekrönten Gipfel,
lös „Jerica!" ertönt's von seinem Munde,
„Jerica!" erschallt es tausendstimmig
Aus den Felsen, — und dann wird es stille.
Stolz und langsam zieht der goldgehörnte
Zlatorog bergab. Der Weg ist frei.
1. Horch, wie der Föhn durchbraust die Nacht,
Horch, wie im Wald die Tanne kracht!
Wehe, wehe dem Unglücksmann,
Trifft ihn der Sturm in den Bergen an,
Betet ihr Frauen, betet!
2. Jerica ringt sich die Hände wund,
Jerica betet mit bleichem Mund,
Betet und schluchzt: „Vergib, vergib!
Hab' dich so lieb, unendlich lieb;
Kehre zurück, mein Trauter!"
3. Zweimal kam und schwand die Nacht;
Sturmwind schweigt, die Sonne lacht.
Gaffendes Volk auf der Brücke steht,
Hoch die schäumende Soca*) geht,
Jerica starrt in die Wogen.
:) Sprich: Sotscha.