Ernst von Wildenbruch.
Grnst von Wildenbruch.
33«. Windstille.
Heiß auf den Wassern brütet die Sonne,
Dumpf an den Ankern träumen die Schiffe,
Brennende Lüfte saugen die Erde,
Und meine Segel dürsten nach Wind.
Flatternde Möwe, Freundin der Wellen,
Schaumgekleidete, Meeresgespielin,
Schüttle die feuchten, eilenden Schwingen,
Bring einen Hauch mir vom ewigen Meer!
Kreischende Botin des rollenden Sturmes,
Öffne den Schnabel, ruf mir herunter
Nur einen Laut des hallenden Donners
Aus dem Busen des ewigen Meers!
Hier, ach, im Lande lieg' ich gefesselt,
Knarrenden Schrittes umschleicht mich Gewohnheit,
Ferne verschwindend, winkt mir der Freiheit
Lilienumflochtene göttliche Stirn.
Nebel umqualmt mich, — Staub — ach erllickt mich,
Stürme, du Schicksal; lieber im Sturze
Latz mich zerschmettern, lieber im Wirbel
Latz mich versinken des kochenden Meers!
Sei es auf Leben, sei es auf Sterben,
Einmal nur fülle ganz dieses Auge,
Einmal durchhauche ganz diesen Busen,
Furchtbare, herrliche, mächtige Welt!
Lieder und Balladen, S. 92.
331. Der Wanderer auf Akropolis.
Unter Trümmern stand ich
Erloschener Schönheit,
Sah über mir Säule und Turm,
Zum Himmel gereckte wehrufende Arme
s Prächtig gewesener,
Nimmer vergänglicher,
Grausam gebrochner Herrlichkeit.