— 68 —
Man hat den Namen keinem mehr vertraut. —
Er hört das Wort, es überläuft ihn kalt.
8. Er nennet nun den Abt und nennt das Jahr;
Man nimmt das alte Klosterbuch zur Hand,
Da wird ein großes Gotteswunder klar:
Er ist's, der drei Jahrhunderte verschwand.
9. Der Schrecken lähmt ihn, plötzlich graut sein Haar,
Er sinkt dahin, ihn tötet dieses Leid,
Und sterbend mahnt er seiner Brüder Schar:
„Gott ist erhaben über Ort und Zeit.
10. Was er verhüllt, macht nur ein Wunder klar,
Drum grübelt nicht, denkt meinem Schicksal nach:
Ich weiß: ihm ist ein Tag wie tausend Jahr',
Ünd tausend Jahre sind ihm wie ein Tag.“
106. Irin.
Ewald v. Kleist.
An einem schönen Abend fuhr Wie schön ist alles! und wie froh
Irin mit seinem Sohn im Kahn Und glücklich macht uns die Natur!
Aufs Meer, um Reusen in das Schilf Ja, sagt' Irin, sie macht uns froh
Zu legen, welhes tingsumher Und zluclich, und du wirst durch sie
Der nahen Inseln Strand umgab. Glückfelig sein dein Lebelang,
Die Sonne tauchte sich bereits Wenn du dabei rechtschaffen bist;
Ins Meer, und Flut und Himmel schien Wenn wilde Leidenfchaften nicht
Im Feu'r zu glühen. Von sanfter Schönheit das Gefühl
O! wie schön Verhindern. O Geliebtester!
Ist jetzt die Gegend! sagt' entzückt Ich werde nun in kurzem dich
Der Knabe, den Irin gelehrt, Verlassen und die schöne Welt
Auf jede Schönheit der Natur Und in noch schönern Gegenden
Zu merken. Sieh, sagt' er, den Schwan, Den Lohn der Redlichkeit empfahn.
Ümringt von seiner frohen Brut, O! bleib' der Tugend immer treu,
Sich in den roten Wiederschein Und weine mit den Weinenden,
Des Himmels tauchen. Sieh, er schifft, Und gieb von deinem Vorrat gern
Zieht rote Furchen in die Flut Den Armen. Hilf, so viel du kannst,
Ünd spannt des Fittichs Segel auf. — Zum Wohl der Welt. Sei arbeitsam.
Wie leblich flüstert dort im Hain Erheb' zum Herren der Natur,
Der schlanken Espen furchtsam Laub Dem Wind und Meer gehorsam ist,
Am Ufer, und wie reizend fließt Der alles lenkt zum Wohl der Welt,
Die Saat in grünen Wellen fort Den Geist. Wähl lieber Schand' und Tod⸗
Und rauscht, vom Winde sanft bewegt. — Eh' du in Bosheit willigest.
O! was für Anmut haucht anitzt Ehr', Überfluß und Pracht ist Tand;
Gestad' und Meer und Himmel aus! Ein ruhig Herz ist unser Teil.