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dich mit deiner Hausfrauen, und kumm wieder zu mir und bericht mich der Ding,
auf daß ich euch helf raten zu euer Seelen Seligkeit, daß ich euch und allen
meinen Pfarrkinden pflichtig bin. Dem tät der Bauer also, und uberschlug das
mit seiner Hausfrauen, und kunnt doch nit gründlich Zahl ihres ehelichen Etats* dem
Pfarrer anzeigen, und kamen beid mit großer Sorgfältigkeit zum Pfarrer ihnen umb
ihrer Unwürdigkeit willen, guten Rat zu den Dingen zu geben. Der Pfarrer sagt.
Nach dem sie kein gewisse Zahl wüßten und umb Sorgfältigkeit willen eurer Seelen,
will ich euch des nächstkünftigen Sonntags, auf ein neues wieder zusammen geben, ob
ihr nit in ehelichem Stat wären, daß ihr darein kämen. Und darumb schlagen ein guten
Ochsen, Schaf und Schwein, bis dein Kind und guten Freund zu deiner Kost, und tu
den gütlich, so will ich auch bei dir sein. Ach ja lieber Pfarrer, dem tun also
es soll mir an einem Schock Hühner nit liegen, sollten wir so lange bei einander ge¬
wesen sein, und nun erst aus dem ehelichen Stat sitzen, das wär nit gut. Er gieng
da mit zu Haus und richtet zu. Der Pfarrer lud zu solicher Kost etliche Prälaten
und Pfaffen da er mit bekannt was. Unter denen was^der Probst von Ebs¬
dorf der alle Zeit ein säuberlich Pferd oder zwei hätt, und auch wohl essen sehen
möcht. Bei dem was Ulenspiegel ein Zeit lang gewesen. Zu dem sprach der
Probst. Sitz auf meinen jungen Hengst, und reit mit, du sollt willkumm sein. Dem
tät Ulenspiegel also. Da sie nun dar kamen, aßen und tranken und fröhlich
waren, da was die alt Frau, die die Braut sein sollt oben an dem Tisch, als Bräut
pflegen zu sitzen, daß sie müd was, und ihr ward schwach, also ließ man sie aus
so gieng sie hinter ihren Hof, bei das Wasser Gerdau und setzt die Füß in
das Wasser. In dem ward der Probst mit Ulenspiegel gen Ebsdorf heim ritten,
also hofiert Ulenspiegel der Braut mit dem jungen Hengst, mit schönen Sprüngen,
und macht dieser so viel, daß ihm sein Täsch und Gürtel von der Seiten fiel, als
man zu der Zeit pflag zu tragen. Da für das die gut alt Frau sah, da stund
sie auf und nahm die Täsch und ging zum Wasser darauf sitzen. Da nun Ulen¬
spiegel ein Ackerläng hinweg, geritten was, da vermisset er aller erst sein Täsch,
und rannt kurzumb wieder gen Gerdau, fragt die gut alt Büurin, ob sie nit ein
alte rauhe Täsch vernummen oder funden hät. Die alt Frau sprach ja Freund, in
meiner Hochzeit überkam ich ein rauhe Täsch die hab ich noch und sitz darauf, ist
es die. Oho das ist lang sprach Ulenspiegel, da du nun ein Braut wärest, das
muß von Nöten nun ein alte rostige Täsch sein. Ich begehr deiner alten Tüschen
nit. Aber Ulenspiegel, wie schalkhaftig er und listig er was, so ward er den¬
noch von der alten Bäurin geäfft und müßt seiner Tüschen entbehren. Dieselb rauhe
Brauttüschen haben die Frauen zu Gerdau noch ich glaub daß die alten Witwen
da selbst die in Verwahrung haben wem etwas daran läg der möcht danach
fragen.
Die XCIII. Historie sagt wie Ulenspiegel sein Gut in drei Teil
vergab ein Teil seinen Freunden, ein Teil dem Rat zu Mollen, ein
Teil dem Pfarrer da selbst.
Als nun Ulenspiegel je kränker ward, setzt er sein Testament und gab
sein Gut in drei Teil. Ein Teil seinen Freunden, ein Teil dem Rat zu Mollen
und ein Teil dem Kirchherren da selbst, doch mit dem Bescheid, wann Gott der Herr
über in gebiet, und von Tods wegen abstünd, so soll man seinen Leichnam be¬
graben auf das geweiht Erdreich und sein Seel begohn mit Vigilen, und Seelmessen
nach christlicher Ordnung und Gewohnheit, und an vier Wochen sollten sie ein¬
hellig^ die schön Kist, die er ihnen anzeigt mit köstlichen Schlüsseln wohl bewahrt,
und sie wer noch auf zu schließen das jen das darin wär, mit einander teilen, und
sich gütlich darüber vertragen. Das nahmen die drei Parteien also gütlichen an.