Full text: Deutsche Prosa von Luther bis zu Lessing (Band 7, [Schülerband])

42 
D. Faustus Teufel vor sich möchte fordern, ins Werk zu fetzen, und zu pro¬ 
beschwöret den bieren ihm fürnahme. Kam also zu einem dicken Wald, wie etliche 
Teufel zum auch sonst melden, der bei Wittenberg gelegen ist, der Spesser 
erstenmal. Wald genannt, wie dann D. Faustus selbst hernach bekannt hat. 
In diesem Wald gegen Abend in einem vierigen Wegschied machte er mit einem 
Stab etliche Cirkel herumb,,und neben zween, daß die zween, so oben stunden, 
in großen Cirkel hinein giengen, beschwüre also den Teufel in der Nacht, zwischen 
9. und 10 Uhrn. Denn als D. Faustus den Teufel beschwur, da ließ sich der 
Teufel an, als wann er nicht gern an das Ziel und an den Reihen käme, wie 
dann der Teufel im Wald einen solchen Tilmult anhub, als wollte alles zu 
Grund gehen, daß sich die Bäum bis zur Erden bogen, darnach ließ der Teufel 
sich an, als wann der Wald voller Teufel wäre, die mitten und neben des D. 
Fausti Cirkel her bald darnach erschienen, als wann nichts denn lauter Wägen 
da wären, darnach- in vier Ecken im Wald giengen in Cirkel zu, als Bolzen und 
Strahlen, dann bald ein großer Büchsenschuß, darauf eine Helle erschiene, und 
sind im Wald viel löblicher Instrument, Musik und Gesäng gehört worden, 
auch etliche Tänze, daraus etliche Turnier mit Spießen und Schwertern, daß 
also D. Fausto die Weil so lang gewest, daß er vermeint aus dem Cirkel zu 
laufen. Letztlich faßt er wieder ein gottlos und verwegen Fürnehmen, und be¬ 
ruhet oder stunde in seiner vorigen condition, Gott geb, was daraus möchte folgen, 
Hube gleich wie zuvor an, den Teufel wieder zu beschwören, darauf der Teufel 
ihm ein solch Geplärr vor die Augen machte, wie folget: Es ließ sich sehen, 
als wann ob dem Cirkel ein Greif oder Drach schwebet, und flatterte, wann 
dann D. Faustus seine Beschwörung brauchte, da kirrete das Thier jämmerlich, 
bald darauf fiel drei oder vier Klafter hoch ein feuriger Stern herab, ver¬ 
wandelte sich zu einer feurigen Kugel, des dann D. Faust auch gar hoch er¬ 
schrak, jedoch liebete ihm sein Fürnehmen, achtet ihms hoch, daß ihm der Teufel 
untertänig sein sollte, wie denn D. Faustus bei einer Gesellschaft sich selbsten 
berühmet, es feie ihm das höchste Haupt auf Erden untertänig und gehor¬ 
sam. Darauf die Studenten antworteten, sie wüßten kein höher Haupt, denn 
O des armen den Kaiser, Babst oder König. Drauf sagt D. Faustus, das Haupt, 
Diensts und das mir untertänig ist, ist höher, bezeugte solches mit der Epistel 
Gehorsams. Pauli an die Epheser, der Fürst dieser Welt, auf Erden und unter 
dem Himmel, rc. Beschwur also diesen Stern zum ersten, andern, und dritten¬ 
mal, darauf gieng ein Feuerstrom eines Manns hoch auf, ließ sich wieder 
herunter, und wurden sechs Lichtlein darauf gesehen. Einmal sprang ein Licht- 
lin in die Höhe, denn das ander hernieder, bis sich änderte und formierte ein 
Gestalt eines feurigen Manns, dieser gieng umb den Cirkel herumb ein Vierteil 
Stund lang. Bald darauf ändert sich der Teufel und Geist in Gestalt eines 
grauen Münchs, kam mit Fausto zu Sprach, fragte, was er begehrte. Darauf 
war D. Fausti Begehr, daß er morgen umb 12. Uhrn zu Nacht ihm erscheinen 
sollt in seiner Behausung, deß sich der Teufel ein Weil weigerte. D. Faustus 
beschwur ihn aber bei seinem Herrn, daß er ihm sein Begehren sollte erfüllen, und 
ins Werk setzen. Welches ihm der Geist zuletzt zusagte, und bewilligte. 
Das dritte 6o11o<iuinin* D. Fausti mit dem Geist von seiner 
Promission. 
Nach dem forderte er des andern Tags zu morgen frühe den Geist, dem 
auferlegte er, daß, so oft er ihn forderte, er ihm in Gestalt und Kleidung eines 
Franciscaner Münchs, mit einem Glöcklin erscheinen sollte, und zuvor etliche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.