Full text: Deutsches Lese- und Bildungsbuch für katholische Präparandenanstalten

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nähme, und sie wurden in den fremden Docks zugelassen, wenn sie der Auf¬ 
besserung bedurften, mußten aber manchmal die Zeit abwarten, bis sie an die 
Reihe kamen. Dies galt auch für die Schiffe der Kriegsmarine. Für sie in 
erster Linie war die Befreiung von dieser Abhängigkeit durch Besitz eines eigenen 
Heims begehrenswert und wurde mehr und mehr zum dringenden Erfordernis. 5 
Eine eigene Kohlenstation, eigene Docks und eigene Niederlagen von allem, 
was für die Ausrüstung der Schiffe erforderlich ist, und was immer nach an¬ 
deren Richtungen zur Begründung einer auch gegen Angriffe gesicherten Heim¬ 
stätte gehört, mußte angestrebt werden. Es sind dieselben Beweggründe, die 
einst England dazu geführt hatten, Hongkong zu erwerben, und es gibt nächst 10 
Singapur kein glänzenderes Beispiel als den Besitz dieser ehemals öden Felsen¬ 
insel, um den Erfolg zu zeigen, den eine solche Station unter richtiger Leitung 
als Stützpunkt einer auf Hebung ihrer Handelsinteressen bedachten Macht haben 
kann. Hongkong und Singapur beweisen auch am deutlichsten, daß es zur 
völligen Erreichung dieser Zwecke nicht eines ausgedehnten Landbesitzes bedarf, 15 
sondern nur eines für die notwendigen Hafenanlagen und Befestigungen aus¬ 
reichenden Areals. 
Was zu suchen war, ist in erster Linie ein vor dem Andrang der Meeres¬ 
wellen gesicherter Hafen, groß genug für alle zu erstrebenden Zwecke, mit leichter 
Zufahrt und günstigem Ankergrund und nicht allzu schwer zu befestigen. So- 20 
dann sollte er sich in möglichst geeigneter geographischer Lage zu dem von ihm 
aus zu schützenden Handelsgebiet befinden und gesundheitsschädlichen Einflüssen 
möglichst wenig ausgesetzt sein. Auch muß Raum für die Errichtung von Docks 
und für diejenigen Baulichkeiten vorhanden sein, die jeweilig erforderlich oder 
wünschenswert sind und sich je nach der Weite des in Aussicht genommenen 35 
Ziels bis zur Anlage einer großen Stadt steigern können. 
Wo alles dies gegeben ist, kann eine nationale Heimstätte für Kriegsschiffe 
und Handelsschiffe, zugleich ein Freihafen für alle Nationen angelegt werden. 
Aber die Kosten der Anlage würden in allen Fällen sehr hoch sein; und wenn 
nichts weiter erreicht würde, könnte man wohl fragen, ob die zu erzielenden 30 
Vorteile nicht doch in einem ungünstigen Verhältnis zu dem Aufwand von 
Mitteln stehen würden. Es war daher außerdem an den zu erwerbenden Stütz¬ 
punkt die unbedingte Anforderung zu stellen, daß er sich selbst zu erhalten 
fähig sei, d. h., es mußte der zu wählende Ort geeignet sein, den Handel in 
großem Maßstab an sich zu ziehen und sich zu einem Verkehrsplatz hohen 35 
Ranges entwickeln zu lassen. Das kann auf verschiedene Weise geschehen, je 
nachdem die Station auf einer Insel liegt oder auf dem Festland. Eine Insel- 
station wie Hongkong bietet den Vorteil, daß sie sich nicht gegen Angriffe von 
der Landseite zu schützen hat und daher ihre Verteidigungswerke nur gegen die 
Seeseite zu richten braucht, aber auch den Nachteil, daß sich nicht Binnenland- 40 
Wege, vor allem Eisenbahnen anschließen lassen. Ihr Hinterland ist in erster 
Linie die Küste, nicht das Binnenland. Soll sie sich selbst erhalten, so ist sie 
Lmher darauf angewiesen, den Mittelpunkt eines ausgedehnten Seeverkehrs zu 
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