— 132 -
moosten Grabsteine, unter denen die Mönche schlafen, und die ver¬
sunkenen Steinkreuze mit der verwitterten Schrift. Von ihm ist der
Zweig abgebrochen, und man hat ihn in den Blumentopf in gute
Gartenerde gepflanzt. In der Wohnstube ist er lustig gewachsen, und
es ist auch eine grüne Laube daraus geworden, die einen freundlichen
Sitz bietet. Andere Zweige schlingen sich an der Wand hin und
bilden allerliebste Rahmen um die Bilder, die dort hängen.
Draußen im Walde blüht der Epheu fast jedes Jahr. Die
Blüten haben freilich weder schöne Farbe noch süßen Geruch, nur
fünf grünliche Blumenblättchen und ebensoviel kleine Staubgefäße.
Auch die Beeren sind unansehnlich grün und im Alter schwärzlich;
weder Mensch noch Tier mögen sie essen. Desto schöner aber sind
die Blätter, zierlich drei- oder fünfzackig, glänzend dunkelgrün und
wunderniedlich mit Hellen Adern gezeichnet. Wenn alle anderen
Sträucher und die Laubbäume des Waldes im Herbst ihre Blätter
verfärben, bleibt der Epheu doch grün. Er läßt sich durch den
Wechsel der Zeiten nicht beirren. Schneit's draußen im Winter und
ist der Bach zur starren Eismasfe zusammengefroren, so stört ihn das
nicht: er grünt weiter und giebt uns die Mahnung, den guten Mut
nicht zu verlieren, auch wenn's uns schlimm geht. Nach r> wagner.
80. Epheu und Thymian.
An einer Eiche Wurzel stand
Ein Pflänzchen Thymian.
Der Epheu, der den Baum um¬
wand,
Sah es voll Mitleid an.
Du armes Ding, man sieht dich
kaum,
Sprach er zu ihm, und ich
Erhebe mit dem Eichenbaum
Bis an die Wolken mich.
Ich trage, rief das Kraut ihm zu,
Mich selbst, so klein ich bin;
Doch ohne Stütze kröchest du
Ja gar am Boden hin. G. K. Pfeffei,
81. Wie ist doch die Erde so schön.
Wie ist doch die Erde so schön,
so schön!
Das wissen die Vögelein;
Sie heben ihr leicht Gefieder
Und singen so fröhliche Lieder
In den blauen Himmel hinein.