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und wenn jedes andere der 35 bis jetzt zur Ausbeutung kommenden
Kalilager auch nur die gleiche Menge Kali aufzuweisen hätte, so
würde der Wert die kaum faßbare Summe von 70 000 Millionen
Mark erreichen! Der gesamte Nationalreichtum mancher Großmacht
ist nicht so bedeutend.
Trotz seiner großen Jugend bat sich Kali bereits den Welt¬
markt erobert. Gerade die industriereichsten Länder, wie Nord¬
amerika, England, Frankreich, beziehen davon am meisten. Deutsch¬
land verbraucht jetzt jährlich anderthalb Millionen Doppelzentner
Kalierzeugnisse verschiedener Art, das Ausland dagegen schon mehr
als die doppelte Menge. An Nebenerzeugnissen für landwirtschaft¬
liche Zwecke verbraucht Deutschland 14 Millionen Doppelzentner,
das Ausland ungefähr 6 Millionen, doch wird sich der Bedarf noch
vor Ablauf einiger Jahrzehnte verzehnfacht haben.
Dabei ist Kali ein ganz unscheinbares Erzeugnis. Es unter¬
liegt heute keinem Zweifel mehr, daß auf dem Boden, der heute
von den grünen Fluren Thüringens und Hannovers bis hinauf
nach Mecklenburg eingenommen wird, hauptsächlich zwischen Weser
und Elbe, vorzeiten das Meer gewogt hat, oder daß er von Wüsten¬
sand bedeckt war, wie heute die Sahara. Nur so können die un¬
geheuren Kali- und Salzlager Mittel- und Norddeutschlands ihre
Erklärung finden. Nach den neuesten Forschungen scheint aber die
Annahme richtiger, daß Norddeutschland einst ein Meerbusen oder
ein Binnenmeer war, vom Ozean durch eine seichte Barre getrennt,
wie heute, natürlich im verkleinerten Maßstab, etwa das Frische
oder das Kurische Hass. Die Flut des Gezeitenspiels führte dem
Meerbusen Wasser zu, das bei dem damaligen hohen Wärmegrad
rasch verdampfte, so daß zur Ebbezeit weniger Wasser nach dem
Ozean zurückfloß, als bei der Flut einströmte, bis schließlich durch
irgend eine Ursache der Meerbusen vom Ozean ganz abgeschnitten
wurde. Je nach der größeren oder geringeren Löslichkeit der im
Meerwasser enthaltenen verschiedenen Salze setzten sie sich rascher
oder langsamer ab, auf solche Art Schichten von verschiedener Stärke
bildend. Die Schichtung dieser Ablagerungen war ursprünglich
wohl wagerecht, aber mancherlei Umstände haben im Laufe der
Zeiten mitgewirkt, um sie zu brechen und zu verschieben. Durch
den Druck der Erdrinde wurden sie an den schwächsten Stellen
gebrochen, sie hob oder senkte sich, oder die Schichten schoben sich
an den Bruchstellen übereinander. Dazu kam auch der Einfluß
unterirdischer Gewässer. Wo sie auf leicht lösbare Salze stießen,
lösten sie diese auf, es entstanden Höhlen, die durch die darüber
liegenden Gesteiusmassen vielleicht ausgefüllt wurden. So stellen
sich die Kali- und Salzlager in Deutschland als ein mächtiges
Gebirge im Erdinnern dar, eine Art Harz oder Thüringer Wald,
nur von viel, viel größerer Ausdehnung, mit unterirdischen Bergen
und Tälern und Schluchten. Im Laufe der Zeiten wurden diese
Schluchten mit jüngerem Gestein ausgesüüt, das schließlich sogar