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wir nicht unsere Sprache und Rede ihnen gleich ausbilden, dafür, was
selbst dem Ton und Buchstaben nach das Wort Barbar sagt, halte.
Das Lesen, ein lautes Lesen der besten Schriften in jeder Art des
Vortrags, Erzählungen, Fabeln, Geschichte, Gespräche, Selbstgespräche,
Lehre uünd Lehrgedichte, Epopöen, Oden, Hymnen, Lust- und Trauer—
spiele, in Gegenwart anderer oder mit anderen ohne Zwang in der
natürlichsten Art, giebt der Rede sowohl, als der Seele selbst eine
große Vielförmigkeit und Gewandtheit. Von der Fabel, vom Märchen
an, durch alle Gattungen des Vortrags, sollte das Beste, das wir in
unserer Sprache sowohl in eigenen Produkten, als Übersetzungen haben,
in jeder wohl eingerichteten Schule durch alle Klassen laut gelesen und
gelehrt werden. Kein klassischer Dichter oder Prosaist sollte sein, an dessen
besten Stellen sich nicht das Ohr, die Zunge, das Gedächtnis, die Ein—
bildungskraft, der Verstand und Witz lehrbegieriger Schüler geübt hätte.
Denn nur auf diesem Wege sind Griechen, Römer, Italiener, Franzosen
und Briten ihrem edelsten Teil nach zu gebildeten Nationen geworden.
Alkibiades gab jenem Schulmeister zu Athen eine Maulschelle, der den
ersten klassischen Dichter seiner Zeit, den Homer, nicht in der Schule
hatte, und wie fleißig die Griechen ihre besten Schriftsteller, wie fleißig
die Römer die besten griechischen Schriften lasen, wie oft sie solche ab—
schrieben, auswendig lernten, nachahmten und sich zu eigen machten,
klingt für unsere neue barbarische Zeit beinahe wie ein altes Märchen.
In Italien weiß der gebildetere Teil der Nation seine klassischen Dichter
fast auswendig; in englischen neuen Schriften werden sie zur Zeit und
Unzeit angeführt und mit britischem Stolz gepriesen; wie sehr die fran—
zösische Nation auf ihre Sprache und Schreibart, auf die Muster der—
selben in jeder Art stolz ist, weiß jedermann, und nur dadurch, durch
die Gelenkigkeit und Richtigkeit ihrer Schreibart, durch ihre immer der
Lage der Sache angemessene Gegenwart des Geistes, durch ihren immer
lebendigen Witz und Verstand sind sie bei Freunden und Feinden, was
sie sind, geworden. Sie ehrten die Musen, sie schätzten im Umgange
sowohl als in Schriften vorzügliche Talente, darum standen ihnen auch
die Musen bei, und haben gewiß zu der unglaublichen Übermacht, die
jetzt ganz Deutschland in Schrecken setzt, mit geholfen. — Wir Deutsche
hingegen sind hierin sehr nachgeblieben; Schul⸗ und Kanzelstil
und unser Kanzleistil, der Regensburger zumal, sind aus wahren deutschen
Eichen und Buchen, oft nicht einmal geformte hölzerne Stiele, mit
denen wir wohl keine Nation an uns loͤcken, aber auch keinen Feind
totschlagen werden. Unsere edle deutsche Sprache ist noch bei weitem
nicht geworden, was sie sein könnte; unsere besten Schriftsteller sind in
Häusern, oft auch in Schulen unbekannt und an Höfen verachtet, da
sie doch von Jugend auf die Denkart der Nation bilden, ihre lebende
Sprache regeln, ihren Umgang versüßen und erheitern sollten. Kein
edles Bild, keine große Gesinnung, Aufmunterung und Warnung, wenn
es musterhaft gedacht und gesagt ist, sollte bloß in unseren deutschen
Büchern und Bibeln stehen oder makulaturweise in unserm Buchladen
liegen, sondern in den Schulen sollte, wie auf der Tenne das Korn
von der Spreu gesichtet, jedes Edelste und Beste laut gelesen, auswendig
gelernt, von Jünglingen sich zur Regel gemacht und in Herz und Seele
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