v. Drigalskieuf Seebaum: Genußmittel und Genußgifte.
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Soldaten, sie allé trinken nichts oder auberordentlich wenig.
Den Wettkämpfern ist es z. B. streng verboten, während ihrer
Ubungen (des Trainings) geistige Getränke auch nur in kleinen
Mengen zu sich zu nehmen. Die Mehrzahl der groben Ge—
lehrten, Forscher usw. ist ganz enthaltsam. vSie halten es
nicht für forseh, zu trinken, sondern für schädlich und töricht. —
Auch die Arzte haben es fast ganz aufgegeben, Wein usw. als
Stãrkungsmittel für Kranke, Kinder usw. zu verordnen, wie
es früher vielfach geschan. Man sieht, die körperlich und
geistig Tüchtigsten sind dem Trinken abgeneigt.
Umgekehrt sind die Mehrzahl der Unglücklichen, die man
in den Nerven- und Lrrenanstalten findet, alte
Trinker. Ein grober Teil der Selbstmsrder, der
im Leben Gescheiterten, sind Säufer gewesen.
In Deutschland vird jährlich ungeheuer viel
Geld für dieses verheerende Gift, die geistigen Getränke,
ausgegeben:
für Schnaps 520 Millionen Mark jährlich bar,
Bier 2270 * —
„WMWein 360 *
Das sind zusammen 3150 Millionen Mark für
Spiritus zum Trinken. Has istin bparem
Gelde doppelt so viel, als uns Heer und
Flotte zusammen kosten!
Nimmt man dazu noch die ungeheuren Kosten, die durch
Arbeitsverlust, Krankheit, Unfälle usw. infolge von Trunken-
heit entstehen, so steigt die Summe, welche die geistigen
Getrãnke jährlich dem Deutschen Reiche kosten, elwa auf
das Zehnfache!
Diese mittelbare seha digung berubt auf hbe
stimmten Besonderheiten der Alkoholwirkung. Von Wasser,
Mileh, Limonade usw. können wir nie zu viel auf einmal
trinken, weil der Magen sie einfach nicht mehr annimmt. Da-—
gegen wirkt der Alkohol nach kurzer Zeit durststeigernd;
er reizt die Nieren und vermehrt die Harnabsonderung. So
können unmäßige Mengen geistiger Getränke genossen werden.
Organe, die besonders durch dauernde Alkoholwirkung
geschädigt werden, sind das Herz und die Gefäße;
jenes wird überanstrengt und schlieblich zur Vergröbßerung
gebracht, während der Zustand des Herzmuskels selbst unter
der Alkoholeinwirkung verschlechtert wird. Erheblich werden
auf die Dauer die Blutgefäbe, und zwar besonders die Schlag-
adern, in schädlicher Weise verändert. Sie verlieren näm-—