—
Auff erd den Gerechten vnd frommen,
Sondern den sündern; er auch spicht,
Der gesund bedoͤrff keins Artztes nicht...
Wer Christi Wort glaubt, wird von Sünden
frei, ist Trostes voll.
All seine Werck sind Gott gefellig,
Er Schlaff, er trinck oder arbeit.
Solcher gelaub sich dann außbreit
Zu dem Nechsten mit warer liebe,
120 Das er kein Menschen thut betriebe,
Sonder vbt sich zu aller zeyt
In Wercken der barmhertzigkeyt,
Thut jederman hertzlich als gutz
Auß freyer lieb, sucht keinen nutz,
12b Mit rathen, helffen, geben, leyhen,
Mit Lehren, straffen, schuld verzeyhen,
Thut jedem, wie er selber auch wolt,
Als, das jm von jm geschehen solt.
Solches wuͤrckt in jm der heilig Geyst.
130 Also das Gesetz erfüllet heyst
Christus Matthei am siebenden.
Hie merck, das dieses allein sen
Die waren Christlich guten Werck.
Das man aber hie fleissig merck,
136 Das sie zur seligkeit nit dyn.
Die seligkeit hat man vorhyn
Durch den glauben in Christum.
Diß ist die Lehr kurtz in der sum,
Die Luther hat an tag gebracht...
über diese neue Lehre ist der Papst Leo X.
empört, weil sie ihm seine Einkünfte zumal aus
dem Ablaß schmälert. Er schickt einen Gesandten
zu Herzog Friedrich dem Weisen von Sachsen,
Luther möge nach Rom kommen. Als er das
nicht erreicht, verhandelt er durch Cajetan zu Augs⸗
burg mit ihm. Darxauf wird Luther vor den Reichs—
96 —
tag zu Worms gefordert. Außerdem treten gegen
ihn auf Eck, Emser, Thomas Murner, Cochläus.
.Doch hilfft als widerbellen nicht.
Die warheit ist kommen ans Liecht.
Deßhalb die Christen wider keren
Zu den Euangelischen Lehren
Vnseres Hirten Jesu Christ,
Der vnser aller Löser ist,
Des glaub allein vns selig macht.
Des sind all Menschen fuͤnd veracht
Vnd die Baͤpstling gebot vernicht
Fuͤr Luͤgen vnd Menschen gedicht,
Vnd hangen nur an Gottes wort,
Das man jetzt hoͤrt an manchem ort
Von manchem Christenlichen Mann...
Verfolgung der Lehre Luthers durch geistliche
und weltliche Fürsten.
.. Ir Christen, merckt die troͤstling wort!
So man euch fecht hie oder dort,
Last euch kein Tyranney abtreiben!
Thut bey dem wort Gottes beleiben!
Verlasset eh Leyb vnde Gut!..
Einst wird das Ende des Regiments des
Antichrists kommen.
Darumb, jr Christen, wo jr seyt,
Kert wider auß des Bapstes wuͤste
Zu vnserm Hirten Jesu Christe!
Derselbig ist ein guter Hirt,
Hat sein lieb mit dem todt probirt;
Durch den wir alle sind erlost.
Der ist vnser einiger trost
Vnd vnser einige hoffnung,
Gerechtigkeit vnd seligung
All, die glauben in seinen Namen.
Wer des beger, der spreche: Amen.
Anno Salutis 1523 Jar, Am 8. tag Julij.
590
5
95
600
650
690
65—
5
700
III. Aus den Fabeln und Schwünken.
Nach Goetze.)
1. Sant Petter mit der gais
WGEil noch auf erden ging Cristuͤs
Vnd auch mit im wandert Petruͤs,
Ains tags aus eim dorff mit im ging,
Pey ainer wegschaid Petruͤs anfing:
;„O herre got vnd maister mein,
Mich wuͤndert ser der guete dein,
Weil dw doch got almechtig pist
Lest es doch gen zw aller frist
In aller welt gleich wie es get,
Wie Habacuͤck sagt, der prophet:
Freffel vnd gewalt get fuͤr recht,
Der gotlos vberforteilt schlecht
Mit schalkeit den ghrechten vnd fruͤmen.
10