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Zu den Handelsverträgen.
maschine über ein Dutzend Frauen beschäftigt werden mubßten,
die bei ungünstigen Witterungsverhältnissen im Schmutz und
dtaub unter größter Anstrengung Stroh, Spreu usw. zu beseitigen
und aufzuladen hatten, kKann heute bei dem Betriebe der Dresch-
maschine dié Zahl der menschlichen Arbeitskräfte bededtend
herabgesetat werden.
Und wie grob sind erst die Vervollkommnungen im Molkerei-
betriebe! Noch vor 50 Jahren hätte kein Landwirt geglaubt, daß
in einer Maschine duren Anwendung der Schleuderkraft in kür-
zester Zeit Rahm und Magermileh getrennt werden können. Die
wichtigen Gesetze zur Verhütung von allerlei Seuchen unter den
Tieèren haben den Bau von Milcherhitzern, sogenannten Pasteuri-
sieérapparaten veranlalt, so daß der heutige Molkereibetriob mit
allen seinen Kühl- und Aufbewahrungsanlagen allen Anforderun-
gen der Gesundheitspflege genügt.
So istdie Verwendung von Maschinen der Landwirtschaft nicht
nur förderlich, sondern auch vielfach unentbehrlich geworden.
(Nach Dr. Nachtweh, Leipziger Uustrierte Zeitung Nr. 3641.)
20. Zu den Handelsverträgen.
(Aus der Rede des Reichskanzlers Fürsten v. Bülow im Reichstage
am 1. Februar 1905.)
Meine Herren, ich habe die Ehre, diesem hohen Hause Zusatz—
übereinkommen zu den mit Italien, Belgien, Rußland, Rumänien,
der Schweiz, Serbien und Osterreich-Ungarn bestehenden Handels—
verträgen nebst den dazu gehörigen Denkschriften zur verfassungs—
mäßigen Beschlußfassung vorzulegen. Die verbündeten Regierungen
hoffen, daß Sie diesen übereinkommen Ihre Zustimmung erteilen
und damit ein Werk, das für die finanzielle, wirtschaftliche und
politische Zukunft des Reiches von höchster Bedeutung ist, einem
glücklichen Abschluß entgegenführen werden.
1. Wer auf die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands zurück—
blickt, wird sich der Überzeugung nicht verschließen können, daß
Industrie und Handel während der letzten Jahrzehnte an Umfang
und an Bedeutung sehr erheblich zugenommen haben. Unter dem
Schutz des Tarifs von 1879 und seiner Ergänzungen erstarkte all—
mählich die deutsche Industrie und nahm ihre Entwicklung zum
Großbetriebe. Da trat in den 80er Jahren bei den Handelsstaaten
das Streben hervor, sich mit hohen Zollschranken abzuschließen und
der deutschen Industrie den Absatz der überflüssigen Erzeugnisse in
das Ausland zu erschweren. Aber diese uns drohende Gefahr wurde
anfangs der Wer Jahre durch den Abschluß der Handelsverträge
im wesentlichen beschworen, und es wurde durch jene Handels—
verträge eine feste Grundlage für den internationalen Warenaus—