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Der nickt und geht an ihm vorüber. Er hat fünf Kinder im
Hause.
Im Anfang August fängt es an zu regnen, und es ist Hoffnung
vorhanden, daß eine Krankheit unter die Mäuse kommt und sie so
rasch wegsterben, wie sie gekommen sind. Aber der Regen ist warm
und weich und anhaltend. So recht ein Regen, bei dem selbst Kinder
es aufgeben, auf gut Wetter zu hoffen, und in Haufen unter der Dach—
traufe stehen und sich was erzählen: Damals, als die Sonne noch
schien . . .So eine Woche, noch eine Woche, nun die dritte. Es ist
ja Erntezeit. Wann soll denn die Sichel in der Sonne blinken?
Es ist ja nur kleines Leben, das da unten in den Weizenfeldern
vn und arbeitet. Aber was ist da für ein Unterschied: klein oder
groß?
Nun hat es keinen Zweck mehr, nach den Weizenfeldern zu
gehen, da ist nichts mehr zu suchen.
D. Gustav Frenssen, Jörn Uhl. (GBerlin, G. Grote.)
29. Die Saatkrähe.
Ihrer großen Geselligkeit wegen auch Gesellschaftskrähe ge—
nannt, kommt die Saatkrähe in den Tälern und den Vorhölzern
des Hochwaldes stellenweise häufig vor, meidet aber den Hoch—
wald selbst, sowie das Gebirge, und nistet nur kolonienweise, oft
8—12 Nester auf einem Baume. Das Lippische Ländchen, so schreibt
Schacht, scheint das Eldorado der Saatkrähe zu sein; denn es
existieren dort nicht weniger als 9 Kolonien. Anderwärts aber gibt
es wohl hundertfach größere Kolonien, wie z. B. bei Steterburg
unweit Braunschweig, wo wir selbst ihr Leben und Treiben zu beobach⸗—
ten Gelegenheit hatten. Der Revierförster, unser Führer, hatte vor
Jahren schon von seiner Behörde den Auftrag erhalten, die Krähen
abzuschießzen, weil sie die Bäume wipfeldürr machen und dadurch zum
allmählichen Absterben bringen sollen. Am Forsthause liegt schon
ein Haufen Krähenleichen; Fliegenmaden wimmeln umher und bieten
dem Hofgeflügel willkommenes Futter. Wir betreten das erste Gehölz,
einen Bestand von etwa 5 Morgen, innerhalb dessen über 2260 Horste
gezählt werden. Das Gekrächze der Krähenscharen ist ohrbetäubend,
ünd der allgemeine Aufruhr nimmt geradezu beängstigende Grade
an, als einige Schüsse fallen und eine Anzahl der Schreier herunter—
purzeln. Die Tiere sind dabei aber mit der Zeit so scheu geworden,
daß trotz der Schußgelder und trotz der Herrichtung von Laubhütten
als Verstecke alljährlich nur etwa 600 Stück geschossen werden können.
In dem etwa 15 Minuten weiter belegenen, etwas größeren Gehölze
wurde die Anzahl der Horste von dem Förster auf etwa 3000 an—
gegeben, und hier begrüßte uns dasselbe Geschrei und Gekrächze, nur
noch in verstärktem Maßstabe.
Das schwarze Gefieder der Saatkrähe schillert in stark blauem und
violettem Stahlglanze; die spitzen Flügel erreichen das Ende des