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Azoren ausbedungen hatte. Am 1. September 1900 konnte bereits das
deutsch⸗amerikanische Kabel auf der ganzen, 7671 Kilometer betragender
Strecke zwischen Emden und Newyork in Betrieb genommen werden.
Die Betriebsergebnisse der neuen direkten Kabelverbindung zwischen
Deutschland und Amerika ließen bereits kurz nach ihrer Eröffnung er—
kennen, daß ihre Herstellung ein wirkliches Verkehrsbedürfnis für beide
Länder war. Am 31. Dezember 1901 wurden z. B. auf dem Kabel
schon insgesamt 1817 Telegramme befördert, und zwar 936 in der
Richtung nach Amerika und 854 in der Richtung nach Deutschland.
Im weiteren Verlaufe hat sich der auf der Kabellinie abzuwickelnde
Telegrammverkehr so gesteigert, daß sich bald die Notwendigkeit für die
Auslegung eines zweiten Kabels ergab. Dieses ist in den Jahren 1903
und 1904 ausgelegt und schon am 1. Juni 1904 in Betrieb genommen
worden. Von dem an der friesischen Küste gelegenen Telegraphenamte
in Emden, der Zentrale des überseeischen Telegrammverkehrs Deutsch—
lands, führen nunmehr zwei metallene Fäden auf dem Boden des
Atlantischen Ozeans hinüber nach der Neuen Welt in die im Herzen
von Newyork eingerichtete Telegraphenstation.
Die Fertigstellung des zweiten deutsch-amerikanischen Kabels bildet
einen besonderen Merkstein in der Geschichte der deutschen Weltkabellinien.
Das Kabel ist in einer deutschen Fabrik, den Norddeutschen See—
kabelwerken in Nordenham, angefertigt und von deutschen Kabeldampfern
verlegt worden; auch die Deutsch-Atlautische Telegraphengesellschaft,
welche die beiden Deutsch-amerikanischen Kabel betreibt, ist eine rein
deutsche Gesellschaft. Beide Kabel nehmen im allgemeinen denselben Weg,
nämlich von Emden über Greetsiel nach Borkum, von da durch den
Kanal nach der Zwischenstation auf Horta (Azoren), wo sie zum Be—
triebe eingeführt sind, und von Horta über Coney-⸗Island nach Newyork.
Indes sind die Kabel im Meere doch so weit voneinander versenkt, daß
derselbe unglückliche Zufall nicht beide zu gleicher Zeit beschädigen und
außer Betrieb setzen kann. Versagt einmal die eine Verbindung, so
bleibt doch das andere Kabel betriebsfähig. Deutschland ist infolgedessen
nunmehr für seinen amerikanischen Telegrammverkehr vollständig un—
abhängig von den ausländischen Kabellinien. An den deutschen End—
punkten der beiden Kabel wird der Betrieb durch die Reichstelegraphen⸗—
verwaltung wahrgenommen; er ist dem Telegraphenamte in Emden über—
tragen. Auf der Azorenstation Horta sind Beamte der Deutsch—
Atlantischen Telegraphengesellschaft tätig, die zum größten Teile früher im
Reichstelegraphendienst angestellt waren, und in Newyork sind die Kabel
in die Station der amerikanischen Commerceial Cablo Company ein—
geführt, die vertragsmäßig die Annahme und Bestellung der Telegramme
in Newyork, sowie die Weiterbeförderung der Telegramme über Newyork
hinaus übernommen hat.