großen Zimmer umzusehen, das von einem kaufmännischen Kontor kaum
zu unterscheiden ist.
An der gegenüberstehenden Wand, deren hohe Fenster einen Aus⸗
blick auf das Hintergebäude gestatten, arbeiten verschiedene Beamte
eifrig an ihren Pulten. Zwischen der Tür und den Fenstern befindet
sich ein langer Tisch mit Wagen, sowie großen und kleinen Gewichten.
„Da fängt das Mysterium an,“ denken wir und legen uns die Frage
nach dem Zweck der mit peinlichster Sorgfalt nebeneinander aufgestellten
wäginstrumente vor. Aber schon werden wir in unseren Gedanken
angenehm durch einen jüngeren Beamten unterbrochen, der sich als
gührer durch die Münze anbietet und mit uns das Simmer verläßt.
bon ihm erfahren wir, indem wir über einen hof schreiten, daß das
Münzkontor sowohl das Auswärtige Amt wie das Ministerium des
Innern darstellt und besagter Tisch ein hauptorgan seiner Tätigkeit
bildet. hier werden von der Reichsbank altes und fremdes Geld, Gold
und Silber in Barren, sowie ausgediente Schmucksachen abgeliefert,
sodann vom Münzwardein mit den feinsten Wagen gemessen und
schließlich auf ihren Gehalt an Edelmetall untersucht, da bekanntlich
fast alle Gold- und Silbersachen einen Rupferzusatz enthalten. Für
jedes Pfund feines Gold z. B. erhält die Reichsbank 1392 Mark ge—
prägtes Geld ausgezahlt. Die Münze schlägt aus einem Pfunde fein
1395 Mark, gewinnt also 3 Mark, und dieser zur Deckung der her—
stellungskosten bestimmte Unterschied wird SsSchlag- oder Prägschatz
genannt. Der Staat gewinnt folglich nichts bei dem Geschäfte. Anders
in früheren Zeiten, wo Fürsten zuweilen geringwertiges Geld zu einem
hohen Nennwerte ausgaben, um sich einen augenblicklichen Vorteil zu
verschaffen.
In seiner Eigenschaft als Ministerium des Innern befördert das
Münzkontor die wohl abgewogenen Metalle in die Münze, wo sie
geschmolzen werden. Da die Edelmetalle verhältnismäßig weich sind,
gibt man ein Zehntel Kupfer hinzu, welches mit dem Golde oder
Silber zusammengeschmolzen wird und der Legierung eine größere Härte
verleiht.
Während der Unterhaltung sind wir in einen hohen Kaum ein—
getreten, der eine überraschende ähnlichkeit mit einer Schmiede hat.
An den Wänden stehen etwa ein Dutzend Schmelzöfen, in denen in
Graphittiegeln die Metalle geschmolzen werden. Für die herstellung der
Goldmünzen enthält jeder Tiegel 125 kg Legierung. Aus einem der
fen sehen wir eine helle Flamme aufschlagen, und gleich darauf be—
merken wir, daß ein bärtiger Schmelzer Kohlen über den Tiegelinhalt
schüttet. Wir erfahren auch, warum dies geschieht: die Kohlenschicht soll
die schmelzenden und geschmolzenen Metalle vor dem Einflusse des in
der Luft enthaltenen Sauerstoffs schützen, mit dem Rupfer und Silber